Wenn der/die scheinbar „Mächtigere“ von einem oder einer anderen nicht das Verhalten bekommt, dass er/sie erwartet bzw. will, dann fällt das Verdict „der/die andere taugt (mir/uns) nix.“ Mit anderen Worten: die Verunglimpfung des anderen, in der Hoffnung, dass auch andere mit einstimmen, und so eventuell genug sozialer Druck aufgebaut wird, um den Taugenix dazu zu bringen, gefälligst zu machen/leisten, was erwartet wird, damit er oder sie ein brauchbares Mitglied der Gesellschaft wird und sich entsprechend ins eine Gruppe (die Familie, das Dorf, die Gesellschaft, was auch immer) einfügt.
Ah, steht schon da, der Eichendorffsche Taugenichts. Der kam mir als erstes bei. Und bei diesem fiel mir stets der gute, alte Hans im Glück ein. Und mit ihm, seiner naiven Weltsicht, natürlich die Frage: wer mißt die Tauglichkeit? Der dazu befugte Arzt, der darüber entscheidet, ob Felix Krull zum Militär tauglich ist und in irgend einem verfluchten, überflüssigen Krieg verrecken mag? Oder was ist Tauglichkeit und dann eben ihr Gegenteil? Manchmal mag von höherer Warte eingegriffen und gewogen werden, Mene tekel ifarsim, doch sonst? Nach welchen Kritierien werden wir bewertet, von wem und mit welchem Recht?
Es gibt Menschen, die denken, dass nur jemand etwas taugt, der beruflich Karriere macht und immer weiter aufsteigt in der Welt der sehr Wohlhabenden mit all ihren Statussymbolen. Leute, die z.B. mit Kindern arbeiten oder andere soziale Berufe ausüben, gehören nicht dazu. Ich bin gerne ein Taugenichts, denn diese Menschen, die das denken, taugen selber nichts. Finde ich.
Wohl wahr!
Mir fällt ein, dass es einigen meiner Schüler daheim ständig gesagt, ja regelrecht eingebläut wurde, dass sie so jemand seien oder aus ihnen einer werden würde!
kommt auf die betrachtungsweise an, oder den standpunkt. für meine mutter war ich sowas(gibt es das weiblich?), weil ich immer wieder beim lesen „erwischt“ wurde. in anderen familien wären sie stolz gewesen. eigentlich ist der t. heutzutage ein liebenswerter blender, kein krimineller, denke ich.
Für meine Mutter waren wir drei von unserem Vater gezeugten Kinder „Teufelsbrut“, aber das hat sie wohlweislich nur manchmal gemurmelt. Heute nennt man solche wie uns ADS-ler. Aber ihr vorehelicher Sohn war für sie „das Kind der Liebe“, das sie uns vorgezogen hat.
Nur, weil es auch mit „T“ beginnt, fiel mir das dazu ein…
Mich hat er schikaniert und meiner Mutter meinen Berufswunsch ausgeredet. Mit den Brüdern konnte er nicht so umgehen, aber ich habe später durchgesetzt mit dem jüngsten Bruder gemeinsam, dass wir jede Verbindung abgebrochen haben. Er ist inzwischen seit mehr als zwei Jahren tot. Wir waren nicht auf seiner Beerdigung und kennen sein Grab nicht.
27 Kommentare
Comments feed for this article
Dezember 1, 2023 um 12:20 AM
Clara Himmelhoch
Gibt es als Ausgleich auch den „Taugeetwas“ oder heutzutage bei den ganzen Angebern „Taugeviel“?
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Dezember 1, 2023 um 12:32 AM
kopfundgestalt
Allrounder?!
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Dezember 1, 2023 um 9:03 AM
wolkenbeobachterin
den tausendsassa vielleicht? das ist der, der es/unglaublich viel drauf hat. 🙂
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Dezember 1, 2023 um 1:45 PM
Clara Himmelhoch
Das ist gut, die fangen beide mit Tau- an
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Dezember 1, 2023 um 12:28 AM
docvogel
schon wieder Treffer. Las gerade über „Lob der Nichtsnutzigkeit“ in Handkes „Versuch über den geglückten Tag“…
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Dezember 1, 2023 um 5:10 AM
keloph
musst du jetzt politisch werden?
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Dezember 1, 2023 um 6:13 AM
Grinsekatz
Selbstbetitelung, lange her.
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Dezember 1, 2023 um 6:56 AM
quersatzein
Wer taugt und wer taugt nicht!?
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Dezember 1, 2023 um 9:02 AM
wolkenbeobachterin
und wozu?
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Dezember 1, 2023 um 7:08 AM
Edith
Eichendorff: *Aus dem Leben eines Taugenichts*
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Dezember 1, 2023 um 8:54 AM
Anne/LE
wurde von der DEFA vor 50 Jahren verfilmt
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Dezember 1, 2023 um 8:55 AM
Anne/LE
Der Gegenentwurf zum Tausendsassa.
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Dezember 1, 2023 um 8:57 AM
derdilettant
Immer noch besser als ein Tunichtgut
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Dezember 1, 2023 um 9:02 AM
wolkenbeobachterin
immer noch nicht gelesen.
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Dezember 1, 2023 um 2:07 PM
Bruni | Wortbehagen
ich las ihn als Jugendliche und fand ihn wunderschön und er traf mein Herz. Ob es heute noch so wäre, weiß ich nicht.
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Dezember 1, 2023 um 9:03 AM
Liisa
Wenn der/die scheinbar „Mächtigere“ von einem oder einer anderen nicht das Verhalten bekommt, dass er/sie erwartet bzw. will, dann fällt das Verdict „der/die andere taugt (mir/uns) nix.“ Mit anderen Worten: die Verunglimpfung des anderen, in der Hoffnung, dass auch andere mit einstimmen, und so eventuell genug sozialer Druck aufgebaut wird, um den Taugenix dazu zu bringen, gefälligst zu machen/leisten, was erwartet wird, damit er oder sie ein brauchbares Mitglied der Gesellschaft wird und sich entsprechend ins eine Gruppe (die Familie, das Dorf, die Gesellschaft, was auch immer) einfügt.
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Dezember 1, 2023 um 9:31 AM
gerlintpetrazamonesh
Ah, steht schon da, der Eichendorffsche Taugenichts. Der kam mir als erstes bei. Und bei diesem fiel mir stets der gute, alte Hans im Glück ein. Und mit ihm, seiner naiven Weltsicht, natürlich die Frage: wer mißt die Tauglichkeit? Der dazu befugte Arzt, der darüber entscheidet, ob Felix Krull zum Militär tauglich ist und in irgend einem verfluchten, überflüssigen Krieg verrecken mag? Oder was ist Tauglichkeit und dann eben ihr Gegenteil? Manchmal mag von höherer Warte eingegriffen und gewogen werden, Mene tekel ifarsim, doch sonst? Nach welchen Kritierien werden wir bewertet, von wem und mit welchem Recht?
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Dezember 1, 2023 um 10:19 AM
frauholle52
Es gibt Menschen, die denken, dass nur jemand etwas taugt, der beruflich Karriere macht und immer weiter aufsteigt in der Welt der sehr Wohlhabenden mit all ihren Statussymbolen. Leute, die z.B. mit Kindern arbeiten oder andere soziale Berufe ausüben, gehören nicht dazu. Ich bin gerne ein Taugenichts, denn diese Menschen, die das denken, taugen selber nichts. Finde ich.
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Dezember 1, 2023 um 10:56 AM
wildgans
Wohl wahr!
Mir fällt ein, dass es einigen meiner Schüler daheim ständig gesagt, ja regelrecht eingebläut wurde, dass sie so jemand seien oder aus ihnen einer werden würde!
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Dezember 1, 2023 um 11:32 AM
Roswitha
kommt auf die betrachtungsweise an, oder den standpunkt. für meine mutter war ich sowas(gibt es das weiblich?), weil ich immer wieder beim lesen „erwischt“ wurde. in anderen familien wären sie stolz gewesen. eigentlich ist der t. heutzutage ein liebenswerter blender, kein krimineller, denke ich.
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Dezember 1, 2023 um 2:10 PM
Bruni | Wortbehagen
Tausendsassa
Taugenichts
Tunichtgut
Wie schön sind diese Begriffe und wieviel können wir damit ausdrücken …
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Dezember 1, 2023 um 4:35 PM
momfilou.wordpress.com
Für meine Mutter waren wir drei von unserem Vater gezeugten Kinder „Teufelsbrut“, aber das hat sie wohlweislich nur manchmal gemurmelt. Heute nennt man solche wie uns ADS-ler. Aber ihr vorehelicher Sohn war für sie „das Kind der Liebe“, das sie uns vorgezogen hat.
Nur, weil es auch mit „T“ beginnt, fiel mir das dazu ein…
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Dezember 1, 2023 um 6:12 PM
wildgans
Teufelsbrut, aha, als Sargnägel hat sie euch nicht bezeichnet?
Und wie seid ihr mit dem Halbbruder umgegangen?
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Dezember 1, 2023 um 8:56 PM
momfilou.wordpress.com
Mich hat er schikaniert und meiner Mutter meinen Berufswunsch ausgeredet. Mit den Brüdern konnte er nicht so umgehen, aber ich habe später durchgesetzt mit dem jüngsten Bruder gemeinsam, dass wir jede Verbindung abgebrochen haben. Er ist inzwischen seit mehr als zwei Jahren tot. Wir waren nicht auf seiner Beerdigung und kennen sein Grab nicht.
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Dezember 1, 2023 um 8:59 PM
wildgans
Satansbraten, der!
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Dezember 2, 2023 um 9:36 AM
Karin Braun
Verlogenes Wort. Zu irgendwas taugt jede:r und wenn’s zu beschimpfen ist!
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Dezember 6, 2023 um 8:28 PM
Joachim Schlichting
Dieser Titel wird meist von Leuten vergeben, die meien etwas zu taugen…
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