Wen schaue ich mir lieber an, bräsige Fernsehsofadamen oder junge Hupfmäuse in Turnschuhen und Springröckchen? Welche, denen es egal ist, ob ihre Frisur gefällt, die nur ein Ziel haben, zum Beispiel Barsche im Saarland zu züchten oder mit zu eruieren, wie viele unerforschte, unterirdische Nazibauten es in Thüringen oder sonstwo noch gibt?

Da war diese leidige Zeitumstellung und plötzlich lebt es sich flotter, bei Graupelschauern und Sonnenschein im Wechsel, vielleicht mal durch den kalten Wind rennen, und überlegen, wieso man vorhin im Traum im Wintermantel barfuß auf der Landstraße umherirrte. Was kündigt sich an oder will abgeschlossen werden?

Mein Vater genoss gern mal einen roten Ramazotti, oft nach den langen Wanderungen im Odenwald oder in der Pfalz, die Mutter spazierte gern allein am Altrhein und begab sich danach an diverse Kaffeetischchen, wo es Apfelweintorte oder Quarkstreusel gab.

Auch strickten sie gemeinsam, die alten Chorschwestern.

antizyklisch

Die Notizzettel springen mich beifallheischend an, lassen mich bleischwer gleichgültig, je nachdem. Zusammenhanglos:

Dürr und alabaster – Rei in der Tube – Earl grey im Hotel – Seepferdchen im Nordseeschlick – Zerreiss meine Briefe – Rampensau – Das Blau des Kaftans – Rabattmärkchen einkleben – lächerlich ist es, neues Briefpapier zu kaufen – Geschenke in Brunnen schmeißen – Roboter aus Büchsen bauen – Traumfängerschlotterchen – Je reicher, desto mehr Bettwanzen – spekulieren – lautes Geröchel der Seeelefanten am Pazifik, weißt du noch – cholesterinfreie Eier als Geschenk – dieser grellhelle Stern – Achate, ach ja.

Sandalen

Der Regen ist hier absolut, großartig und erschreckend. Diesen Regen schlechtes Wetter zu nennen, ist so unangemessen, wie es unangemessen ist, den brennenden Sonnenschein schönes Wetter zu nennen.

(Heinrich Böll, Irisches Tagebuch)

Aktuelle Worte vom Arche Naturkalender „Literarische Streifzüge“

Kokain

In einer Sterbeanzeige eines Herrn Peter Weibel, ehemaliger Leiter des ZKM Karlsruhe, stehen sehr viele, ihn beschreibende Worte. Rechts zum Beispiel: produktiv, provokant, politisch, phantasievoll, Pazifist …

Links beispielsweise: wunderbar, wuchtig, wild, Wegbereiter, warmherzig, Weggefährte, waghalsig…

Das gefällt mir, das lässt Ideen springen, wobei bei mir sicher nicht als erstes sprungbereit stehen würde, aber sonnig vielleicht, und auf der anderen Seite nichts mit Karneval, aber vielleicht was mit Knospe oder Kaffeekränzchen…

Kekse

Zwei wunderbare Bücher sind für mich grad aktuell:

„Nicht aus der Welt“ von Anne Köhler. Von einem Hotel für problembeladene Menschen, die mal kurz aus dem Weltgeschehen sich absondern können sollen.

„Der heutige Tag“ von Helga Schubert. Wie sie ihren geliebten Mann am Ende pflegt. Viele gute Gedanken um das Alter herum und die Liebe. Einer sprach von der durch Gleichgültigkeit verschmutzten Welt.

Vor mir noch folgende Bücher, alle von Elke Heidenreich empfohlen:

Adriana Altaras: Besser allein als in schlechter Gesellschaft.

Cay Rademacher: Die Passage nach Maskat. Mit schön altmodischem Einband.

Toni Jordan: Dinner mit den Schnabels.

Irina Kilimnik: Sommer in Odessa. Den es so nie wieder oder lange nicht mehr geben wird…

Duftbäumchen

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