Es gibt auch Menschen, deren man überdrüssig werden kann. Deswegen muss ich bei den Nachrichten oft wegsehen. Auf Twitter bin ich zum Glück auch nicht.
„Der Überdruß, des -sses, plur. car. diejenige Unlust, welche aus der lange anhaltenden Empfindung Einer Art entstehet. Man möchte vor Überdruß vergehen. Überfluß macht Überdruß. Im Willeram, vermuthlich zusammen gezogen, Urdrieze“
Johann Christoph Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch
der Hochdeutschen Mundart, Ausgabe letzter Hand, Leipzig 1793–1801, Bd. 4, S. 748).
„Überdrusz, m. , taedium, fastidium. verbalabstractum zu ahd. dreozzan Graff 5, 247, das heute in verdrieszen (s. d.) noch lebendig ist. die ältere sprache kennt die bildung vom hochstufenvocal (präsensvocal): driez, widerdriez (mhd. wb. 1, 397b); und von der schwundstufe (vocal des pl. prät.); sie verwendet die schwundstufenform als masc. i-stamm (ur-druʒ), fem. jô-stamm (ur-drütze) und fem. î-stamm Graff a. a. o.); die composition mit über belegen die mhd. wb. noch nicht, dagegen ein überdrôʒ, f., Lexer 2, 1613, das die vocalstufe des prät. sg. zeigt, so dasz dem verbum (er-)drieʒen nomina actionis in drei vocalstufen gegenüberstehen etwa wie dem verbum flieʒen die nomina vlieʒ, vlôʒ, vluʒ. im älteren nhd. sind nebeneinander ohne
bedeutungsdifferenzierung belegt überdrieʒ, m., uberdruʒ, m., und überdrutz, f., die schwundstufenform mit spirantischem auslaut trägt den sieg über die beiden anderen formen davon. — überdriesz: so ihr überdrüssig wolt werden zu lesen, so höret auff, das nicht dieser überdries euch zu letzt eyn grewel und egkel mache über dem hymmelbrodt Eberlin v. Günzburg 3, 189 neudr.;
solt er bezahlen ein bawersmann …
trib er ihn umb ein gantzes jar,
bisz dasz der mann aus überdriesz,
was nachzulassen, ihm verhiesz
Frischlin 185;“ . . .
Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Bd. 23, Sp. 163, 164
Entsteht, wenn ein MUSS den eigenen Alltag beherrscht, und dieses Muss kein freiwillig gewähltes ist. Also ein vielleicht not-wendiger Hinweis zur Überprüfung des eigenen Lebens.
19 Kommentare
Comments feed for this article
Oktober 14, 2020 um 12:09 AM
puzzleblume
Ennuie.
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Oktober 14, 2020 um 6:13 AM
quersatzein
Ein Wohlstandsphänomen.
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Oktober 14, 2020 um 6:28 AM
keloph
macht etwas mit menschen.
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Oktober 14, 2020 um 7:38 AM
Elvira
Mensch kann auch der Nachrichten überdrüssig werden
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Oktober 14, 2020 um 7:39 AM
frauhemingistunterwegs
Es gibt auch Menschen, deren man überdrüssig werden kann. Deswegen muss ich bei den Nachrichten oft wegsehen. Auf Twitter bin ich zum Glück auch nicht.
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Oktober 14, 2020 um 8:03 AM
kopfundgestalt
Es kann sich auch Überdruss an etwas an sich gern Unternommenes bilden.
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Oktober 14, 2020 um 8:12 AM
evaannacarola
macht nur noch müde
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Oktober 14, 2020 um 9:28 AM
Jules van der Ley
Wäre erhellend zu wissen, welches Wort „-druss“ eigentlich ist.
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Oktober 14, 2020 um 10:02 AM
frauholle52
….dachte ich auch gerade!😂
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Oktober 14, 2020 um 10:54 AM
Jules van der Ley
Und? Fündig geworden? Ich nicht. Im Deutschen Wörterbuch stehts nicht.
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Oktober 14, 2020 um 12:10 PM
frauholle52
Zum Antwortensuchen bin ich noch gar nicht gekommen😂!
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Oktober 14, 2020 um 10:54 AM
Karin Braun
das würde mich auch interessieren
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Oktober 14, 2020 um 11:51 AM
Herr Ärmel
„Der Überdruß, des -sses, plur. car. diejenige Unlust, welche aus der lange anhaltenden Empfindung Einer Art entstehet. Man möchte vor Überdruß vergehen. Überfluß macht Überdruß. Im Willeram, vermuthlich zusammen gezogen, Urdrieze“
Johann Christoph Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch
der Hochdeutschen Mundart, Ausgabe letzter Hand, Leipzig 1793–1801, Bd. 4, S. 748).
„Überdrusz, m. , taedium, fastidium. verbalabstractum zu ahd. dreozzan Graff 5, 247, das heute in verdrieszen (s. d.) noch lebendig ist. die ältere sprache kennt die bildung vom hochstufenvocal (präsensvocal): driez, widerdriez (mhd. wb. 1, 397b); und von der schwundstufe (vocal des pl. prät.); sie verwendet die schwundstufenform als masc. i-stamm (ur-druʒ), fem. jô-stamm (ur-drütze) und fem. î-stamm Graff a. a. o.); die composition mit über belegen die mhd. wb. noch nicht, dagegen ein überdrôʒ, f., Lexer 2, 1613, das die vocalstufe des prät. sg. zeigt, so dasz dem verbum (er-)drieʒen nomina actionis in drei vocalstufen gegenüberstehen etwa wie dem verbum flieʒen die nomina vlieʒ, vlôʒ, vluʒ. im älteren nhd. sind nebeneinander ohne
bedeutungsdifferenzierung belegt überdrieʒ, m., uberdruʒ, m., und überdrutz, f., die schwundstufenform mit spirantischem auslaut trägt den sieg über die beiden anderen formen davon. — überdriesz: so ihr überdrüssig wolt werden zu lesen, so höret auff, das nicht dieser überdries euch zu letzt eyn grewel und egkel mache über dem hymmelbrodt Eberlin v. Günzburg 3, 189 neudr.;
solt er bezahlen ein bawersmann …
trib er ihn umb ein gantzes jar,
bisz dasz der mann aus überdriesz,
was nachzulassen, ihm verhiesz
Frischlin 185;“ . . .
Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Bd. 23, Sp. 163, 164
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Oktober 14, 2020 um 1:48 PM
Herr Ärmel
Wer lediglich eine Erklärug für „Druss“ sucht, wird hier fündig:
https://digital.idiotikon.ch/idtkn/id14.htm#!page/141329/mode/1up
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Oktober 14, 2020 um 9:43 AM
mona lisa
Entsteht, wenn ein MUSS den eigenen Alltag beherrscht, und dieses Muss kein freiwillig gewähltes ist. Also ein vielleicht not-wendiger Hinweis zur Überprüfung des eigenen Lebens.
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Oktober 14, 2020 um 10:51 AM
Joachim Schlichting
Überdruck
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Oktober 14, 2020 um 10:55 AM
Karin Braun
Der momentanen Panikmache bin ich arg überdrüssig
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Oktober 14, 2020 um 9:00 PM
wildgans
musst ja nicht permanent hinhören oder -sehen…lieber an wiesenschaumkraut denken oder pilzgerichte zubereiten oder…
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Oktober 19, 2020 um 1:12 AM
kopfundgestalt
Ich nicht, da real
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