„Die Grenzerfahrung des Älterwerdens kann nun aber auch dazu führen, paradoxerweise fast, dass wir endlich genießen lernen, und zwar das, was ist und was wir nun nicht mehr einem möglichen anderen vorziehen, auf das wir vielleicht schon endlos gewartet haben. In ähnlicher Weise lernen wir zu akzeptieren, gewöhnliche Menschen zu sein. Diese Phase kann dazu führen, dass wir schließlich auch mit dem einverstanden sind, was wir bis dahin geworden sind, einschließlich des leise alternden Körpers, ohne damit das einzuschränken, was wir noch werden können. Wollten wir es verleugnen, dann erwartete uns Resignation, vielleicht sogar Verbitterung. Akzeptieren wir es, wenn auch gewiss unter Wehmut und Trauer, so kann uns die Lebendigkeit erhalten bleiben, auch in den neuen Grenzen, die uns diese Altersphase setzt.“

(Aus: Ingrid Riedel: Träume – der Anfang von allem. Kreuz Verlag Freiburg 2010)