In der Flucht
welch großer Empfang
unterwegs –
Eingehüllt
in der Winde Tuch
Füße im Gebet des Sandes
der niemals Amen sagen kann
denn er muß
von der Flosse in den Flügel
und weiter –
Der kranke Schmetterling
weiß bald wieder vom Meer –
Dieser Stein
mit der Inschrift der Fliege
hat sich mir in die Hand gegeben –
An Stelle von Heimat
halte ich die Verwandlungen der Welt –
(Nelly Sachs. In: Doppelinterpretationen. Das zeitgenössische deutsche Gedicht zwischen Autor und Leser. Hrsg.: Hilde Domin. Fischer Taschenbuchverlag Frankfurt 1976)
9 Kommentare
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Juni 13, 2016 um 9:27 AM
Graugans
Dieses Gedicht ist ein großes Geschenk, den letzten Satz werde ich mit mir herumtragen als besondere Kostbarkeit. Dankeschön, liebe Frau Wildgans!
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Juni 14, 2016 um 12:30 AM
wildgans
Wenn Menschen Sätze aus solchen Gedichten mit sich rumtragen, hat es sich allemal gelohnt, solche Gedichte irgendwo zu finden! Sie Empfindsame, Sie!
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Juni 13, 2016 um 9:33 AM
Herr Ärmel
Wer erinnert sich heute noch an Nelly Sachs, die Nobelpreisträgerin von 1966(?)?… Lesen lassen sich ihre Gedichte schön, aber wenn sie selbst liest und man ihr zuhört, ergreift einen irgendwann das Verlangen aus dem nächsten Fenster zu springen, vorausgesetzt, es ist hoch genug gelegen…
Morgengruss von der poetischen Fähre
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Juni 13, 2016 um 9:36 AM
Herr Ärmel
Hier zum Beispiel Flucht, Verwandlung, Meer und Schmetterling: http://www.youtube.com/watch?v=mgVu8AjGb10
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Juni 14, 2016 um 12:31 AM
wildgans
Nein, nein, doch nicht zum Fenster raus! Es wird eben sehr, sehr getragen vorgetragen! Vielen Dank für diesen guten Recherchierkommentar!
Gruß von der, die sich offenen Fenstern oft nicht nähert, aus Gründen.
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Juni 13, 2016 um 10:56 AM
kat+susann
Gänsehaut…und auch noch aktuell wie immer.
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Juni 14, 2016 um 12:32 AM
wildgans
Getroffen!
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Juni 13, 2016 um 11:52 AM
Ulli
Anstelle von Heimat halte ich die Verwandlungen der Welt … puh ja, ob das heute auch viele der Flüchtenden denken? Danke für diesen tollen Zeilen! und herzliche Grüße
Ulli
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Juni 14, 2016 um 12:33 AM
wildgans
Für Ulli gilt, was ich eben an Frau Graugans schrieb!
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