Da standen stolz ein Junge und ein Mädchen am Schmiedefeuer, mit extra kleinpassenden Handschuhen und Feuerschutzbrillen, hielten glühende Stangen in die Glut und schauten konzentriert auf das, was geschah. Auf dem Kunsthandwerkermarkt, gleich neben dem Froschquakteich, zu beobachten. Es gab auch veganes Essen und appetittliche Seifenkreationen, heiße Fleischwurst, Flammkuchen und zierlich angemalte Schneckenhäuschen. Junge Re- und Up-Cycler boten ihre Schmuckstücke an, Taschen, Spiegelrahmen und was man noch so aus Wohlstandsmüll fertigen kann. Einen, den ich dreißig Jahre nicht gesehen hatte, traf ich. Seine früher schon traurigen Augen mitsamt der Melancholie hatten seine Gesichtszüge nach unten geschoben. Wir sprachen eine Weile überraschend ohne Floskelei. Was schön war, dass er sich lieb bedankte für mein Ansprechen, er hätte mich nicht erkannt. Habe ich mich derart heftig verändert? Ja, es gab zeitweise Zeiten, da dachte ich, dass die im Spiegel ja wohl `ne andre sein müsse. Mittlerweile bin ich mit dem Spiegelbild vertrauter geworden.

Es gibt und man lernt immer wieder Neues. Zum ersten Mal im Leben eine mit Tonkabohne gewürzte Creme probiert. Sofort Fan geworden. Obwohl mir eine Knalltüte erzählte, da würden Katzen drauf pissen. Allein das ließe dieses Weihnachtsaroma entstehen. Auch wenn Tigerenten draufkacken würden oder sie durch Aalmägen gingen, hielte mich das nicht davon ab, mir solche Dinger zu besorgen.

Letzthin schrieb ich etwas über pflegende Ehegatten, dass da die Männer Seltenheitswert hätten. Auch bei jüngeren Menschen gibt es ein solches Missverhältnis, erzählte doch heute eine junge Frau, die einen schweren Unfall hatte mit nachfolgender Querschnittslähmung: „In der Reha war es ja auch so, dass die Männer alle abgehauen sind, und die Männer im Rollstuhl hatten alle ihre Frau noch da.“ (Nachzuhören oder zu -lesen: Sendung Tandem, SWR 2, vom 27.5.15)