Durch den Ort schleudern erste volltrunkene Maiochsen. Durch meine Träume quietschten sich fette Kanalschiffe durch enges Wassergetünnel. Die Frau ohne Hose steuerte die nicht ungefährliche Fahrt.
Wenn ich nun zu ihr hingegangen wäre, dort in der Fußgängerzone; sagen wir mal, ihr ins Ohr geflüstert hätte, ob sie wisse, dass sie so untenrum nackt vor dem Kaufhof stünde?
Ein älterer Kerl glotzte leicht schämig mit verschränkten Armen auf die seltsame, angeschmutzte, unschöne Pennerin. Viele schauten und eilten vorbei. Ich ebenso.
Wenn ich es getan hätte, wer weiß, die erste Dresche seit der Kindheit? Ein lautes Aufheulen? Stilles Greinen mit zwei letzten Zähnen? Tollwütiges Umsichbeißen?
Eigentlich müßig, so drumrum zu denken. Halt, eine letzte Frage noch an mich: Ob wohl jemand diese Szene mit dem Handy festgehalten hat? Vielleicht war es jemandes Tante Angelika. Der zeigt das Foto auf der nächsten Kommunion herum mit den Worten: Guckt mal, so weit ist es mit ihr gekommen! Ich hab`s damals schon geahnt! Und deren Zwillingsschwester Gerda schreit auf: Nein! Wo war das? Das gibt`s doch gar nicht!
Doch!
3 Kommentare
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Mai 1, 2014 um 12:33 PM
Faktoid
Mir stellt sich in stillen Stunden die gleiche Frage.
Vor einiger Zeit, in Bahnhofsnähe, bot sich mir der selbe Anblick.
Ich hätte mich, wenn ich nur Mut gehabt hätte, mit einer Decke gewappnet, nackt neben sie stellen sollen.
Sicher, sie damit so zu verwirren, dass sie meine Decke angenommen hätte.
Ich hätte es tun sollen.
Fucking Konjunktiv.
Immerhin, durch so etwas wurde mir klar, so etwas, wie ein Mitgefühl zu haben, wenn es mich auch nur in Form meines schlechten Gewissens eingeholt hat.
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Mai 4, 2014 um 5:58 PM
wildgans
Hatten Sie denn Ihre Fähigkeit, Mitgefühl zu haben, vermisst?
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Mai 4, 2014 um 6:06 PM
Faktoid
In der Regel hülle ich mich in einen Panzer aus Ignoranz, mache dicht, wenn ich mich in der Öffentlichkeit bewege.
Und diese Begebenheit war einschneidend, ich habe mich über meine fehlende Reaktion sehr geärgert.
Da hilft auch Mitgefühl nichts.
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