Gern las ich in den Küchenbüchern meiner Mutter, hauptsächlich war das ein dickes, grünleinengebundenes Buch mit dem Titel „Der neuzeitliche Haushalt“ von einer Erna Horn. Housekeeping mag ich nicht machen, muss ich aber und immerdar. Als die Tochter im Hotel lernte, erfuhr ich die angesagten Begriffe für dies und das, nicht mehr Erna-Horn-mäßig. Bei der Abschlusslehrfeier erzählte uns der Hoteldirektor, dass er kein Abitur habe. Wir aßen Schnuckeleien aus winzigen Einmachgläschen und wurden in vollendeter Manier bedient. In der Hotelküche gab es gar einen Eisskulpturenhersteller, und manchmal musste alles koscher gemacht werden.
Was einem so einfällt, wenn der Tag lang ist.
Vielleicht wurde damals mit dem Blättern und dem vertieften Lesen meine Kochbuchsammelliebe begründet, denn damals nistete sich ein für mich existenzielles Geborgenheitsgefühl ein, das beim Anblick von Grünleinendickbüchern entstand, jedes Mal, bei jedem Bücherflohmarkt, in jedem Buchladen.-
5 Kommentare
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Januar 11, 2021 um 8:13 PM
Geschichten und Meer
Bei meiner Mutter standen neben Dr. Oetkers Schulkochbuch noch einige Spezialkochbücher aus den 70ern (Kalte Platten, Wild, Fischgerichte…) sowie „Das elektrische Kochen“ und „Die Schule der Jungbäuerin“ im Küchenregal. Letzteres hat mich sehr fasziniert. Darin steht wirklich alles, von der korrekten Pflege des Fußbodens über das Nähen eines Männernachthemds bis hin zur festlichen Tafel. Ich hoffe, ich erbe das Buch einmal.
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Januar 11, 2021 um 9:14 PM
christahartwig
Meine Großmutter besaß ein einziges Kochbuch, und ich kann mich nicht erinnern, sie jemals darin lesen gesehen zu haben. Es war (auch) dick, (aber) in beiges Leinen gebunden. Nur ich nahm es manchmal aus der Schublade – in einem Alter, in dem ich noch nicht selbst kochte. Ich nahm es heraus, um daran zu riechen. Ich kann den Geruch des mürben Papiers nicht beschreiben, bin aber sicher, dass ich ihn noch heute sofort wiedererkennen würde.
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Januar 12, 2021 um 12:26 AM
erphschwester
zu kochbüchern fallen mit dreierlei dinge ein:
erst einmal das aus den frühen siebzigern, das ich vorvorigen sommer auf dem flohmarkt erstand. als ich es aufschlug, war ich erstaunt, wie fett und schwerlastig sie damals kochten, um den neu gewonnenen wohlstand zu belegen. kein mensch isst heute mehr so.
dann dieses handgeschriebene kochbuch aus einer haushaltsauflösung, in dem man die schrift des erwachsen werdenden mädchens sich entwickeln sah.
und zum schluss dieser film, in dem eine amerikanerin nach frankreich ging und das dortige kochen lernte. sie schrieb alles akribisch auf. das kochbuch gibt es noch heute für satte 50 euro und menschen, die sehr, sehr viel zeit haben.
ach, ja, da ist noch eine vierte sache: das mittelalterkochbuch, aus dem man sehen kann, dass kochen immer auch demonstration von reichtum ist. die pfeffermengen, die eingesetzt wurden, waren keinesfalls gut verträglich. man tat es nur, um zu zeigen, dass man es sich leisten kann.
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Januar 12, 2021 um 8:08 AM
frauhemingistunterwegs
Das ist ein sehr nettes Buch, das auch extrem unterhaltsam mit Meryl Streep verfilmt wurde :Julie und Julia.
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Januar 12, 2021 um 10:59 AM
sylvia
in meinem sind so ganz lustige sachen drin, so 50er jahre rezepte, eier mit tomatenhaube und klecks’chen von mayonäse da drauf als fliegenpilze, russische eier, toast hawaii. buttercremetorte uäh. aber auch feine feiste braten und manch guter tipp wie man gerichte rettet, die man eigentlich versaut hat. doch. manchmal guck ich da noch rein.
vor paar jahren kaufte ich eins von Nigel Slater, Das Küchentagebuch. geht durch alle jahreszeiten und hat auch schöne fotos.
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