Ein wahrhaft großes Thema. Der Mangel an Pferdeäpfeln in der Hauptstadt (keine Brauereipferde mehr) soll mitverantwortlich sein für den Rückgang der Spatzenpopulation. Doch obwohl solche Hinterlassenschaften sich oft (breitgefahren) auf dem Kopfsteinpflaster vor dem Haus meiner Kindheit fanden – denn nebenan gab es eine Kneipe, denke ich bei Pferdeäpfeln auch an richtige Äpfel. Kleine schrumpelige Dinger, die am verkrüppelten Apfelbaum auf einem Schrottplatz wuchsen und die ich aufsammelte, um sie dem Pony im Stall des Schrottplatzes auf der flachen Hand hinzuhalten. Es hieß, dieses Pony hätte die Kutsche gezogen, mit der Joseph Goebbels‘ Kindern zur Schule fuhren. Aber ob das nun stimmte oder nicht – was konnte das Pony dafür? Noch weniger als die Kinder.
Wir wohnen am Stadtrand Berlins. Zu Fuß bin ich in 10 Minuten bei unserem Bauern (dessen Kühe vor Jahrzehnten noch im Stall eines Hinterhofes im Bezirk Schöneberg standen) und einem Pferdehof. Pferdeäppel gibt es auf der sandigen Reitstrecke viele. Diesen Weg benutzte ich gerne während der ersten Morgenrunde mit meinem Hund, da ich dort ohne Leine rennen lassen konnte. Allerdings entdeckte er dort seine Leidenschaft für diese Hinterlassenschaften. In der Hoffnung, dass keine Rückstände von Entwurmungskuren darin vorhanden waren, ließ ich ihn meistens gewähren. Viel fraß er davon sowieso nicht.
Max. das pferd des kohlenhändlers, damals. wir kinder liebten es und waren sofort da, wenn er im viertel gesichtet wurde. da wurde gestreichelt und geklopft (sanft) und geliebt, es war eine wonne. noch heute habe ich diesen herrlichen pferdeduft in der nase. und um die pferdeäpfel entspann sich oft kleingärtnerstreit.
die alten nachbarn hatten noch einen „eisschrank“. ein schrank aus holz, in den unten stücke von eisstangen hinein kamen. wenn sie geschmolzen waren, kam der mann mit der pferdekutsche und den meterlangen eisstangen hinten drauf, die er passgerecht zurechthackte. jede woche. für die pferdeäpfel hatten wir in der stadt mit zentralheizung keine verwendung
und, nein, ich bin noch keine hundert. die nachbarn dachten wohl, es würde sich nicht lohnen, einen elektrischen zu kaufen. https://de.wikipedia.org/wiki/Eisschrank
Erst im Nachhinein ging mir auf, wie süffisant sein Händedruck gewesen war. Vor lauter Schreck trat ich nacheinander in 5 Pferdeäpfel und kaufte den eigenen Bauchladen leer.
Auf dem Aachener Markt gerieten zwei Marktfrauen in Streit. Eine warf der anderen einen Pferdeapfel mitten ins Gesicht. Rief eine dritte: „Behalt ihn im Mund und geh zum Gericht!“
War eine kindliche Einkommensquelle. Wir sammelten sie und gaben sie an die Hausfrauen ab, die damit ihre Gärten düngten. Ich erinnere mich leider nicht an den Wechselkurs. Ein paar Pfennige wohl.
21 Kommentare
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Februar 21, 2021 um 12:09 AM
Liisa
Sehr frühe Kindheitserinnerung und für mich auf ewig auch mit den autofreien Inseln Langeoog und Hiddensee verbunden.
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Februar 21, 2021 um 12:32 AM
kopfundgestalt
Wenn schon, dann dick!
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Februar 21, 2021 um 2:41 AM
Ulli
Prima Gartenduenger.
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Februar 21, 2021 um 7:31 AM
quersatzein
Bei uns „Rossbolla“. :–)
Die wurden in armen Zeiten getrocknet und als Heizmaterial benutzt.
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Februar 21, 2021 um 7:59 AM
Anne/LE
Mit Kehrblech,Handfeger und Zinkeimer ging´s auf die Jagd;-)
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Februar 21, 2021 um 9:11 AM
christahartwig
Ein wahrhaft großes Thema. Der Mangel an Pferdeäpfeln in der Hauptstadt (keine Brauereipferde mehr) soll mitverantwortlich sein für den Rückgang der Spatzenpopulation. Doch obwohl solche Hinterlassenschaften sich oft (breitgefahren) auf dem Kopfsteinpflaster vor dem Haus meiner Kindheit fanden – denn nebenan gab es eine Kneipe, denke ich bei Pferdeäpfeln auch an richtige Äpfel. Kleine schrumpelige Dinger, die am verkrüppelten Apfelbaum auf einem Schrottplatz wuchsen und die ich aufsammelte, um sie dem Pony im Stall des Schrottplatzes auf der flachen Hand hinzuhalten. Es hieß, dieses Pony hätte die Kutsche gezogen, mit der Joseph Goebbels‘ Kindern zur Schule fuhren. Aber ob das nun stimmte oder nicht – was konnte das Pony dafür? Noch weniger als die Kinder.
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Februar 22, 2021 um 12:22 AM
kopfundgestalt
Ja, irgendwann verliert sich schuld
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Februar 21, 2021 um 9:19 AM
Elvira
Wir wohnen am Stadtrand Berlins. Zu Fuß bin ich in 10 Minuten bei unserem Bauern (dessen Kühe vor Jahrzehnten noch im Stall eines Hinterhofes im Bezirk Schöneberg standen) und einem Pferdehof. Pferdeäppel gibt es auf der sandigen Reitstrecke viele. Diesen Weg benutzte ich gerne während der ersten Morgenrunde mit meinem Hund, da ich dort ohne Leine rennen lassen konnte. Allerdings entdeckte er dort seine Leidenschaft für diese Hinterlassenschaften. In der Hoffnung, dass keine Rückstände von Entwurmungskuren darin vorhanden waren, ließ ich ihn meistens gewähren. Viel fraß er davon sowieso nicht.
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Februar 21, 2021 um 11:06 AM
sylvia
Max. das pferd des kohlenhändlers, damals. wir kinder liebten es und waren sofort da, wenn er im viertel gesichtet wurde. da wurde gestreichelt und geklopft (sanft) und geliebt, es war eine wonne. noch heute habe ich diesen herrlichen pferdeduft in der nase. und um die pferdeäpfel entspann sich oft kleingärtnerstreit.
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Februar 21, 2021 um 12:02 PM
erphschwester
die alten nachbarn hatten noch einen „eisschrank“. ein schrank aus holz, in den unten stücke von eisstangen hinein kamen. wenn sie geschmolzen waren, kam der mann mit der pferdekutsche und den meterlangen eisstangen hinten drauf, die er passgerecht zurechthackte. jede woche. für die pferdeäpfel hatten wir in der stadt mit zentralheizung keine verwendung
und, nein, ich bin noch keine hundert. die nachbarn dachten wohl, es würde sich nicht lohnen, einen elektrischen zu kaufen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Eisschrank
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Februar 21, 2021 um 12:26 PM
Glumm
Erst im Nachhinein ging mir auf, wie süffisant sein Händedruck gewesen war. Vor lauter Schreck trat ich nacheinander in 5 Pferdeäpfel und kaufte den eigenen Bauchladen leer.
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Februar 23, 2021 um 10:13 AM
wildgans
Schreibanlässchen…;-)
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Februar 21, 2021 um 2:15 PM
Jules van der Ley
Auf dem Aachener Markt gerieten zwei Marktfrauen in Streit. Eine warf der anderen einen Pferdeapfel mitten ins Gesicht. Rief eine dritte: „Behalt ihn im Mund und geh zum Gericht!“
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Februar 23, 2021 um 11:42 AM
Glumm
Aus: Die Anfänge des Kaugummi, Hrsg. Von der Ley, 2021
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Februar 21, 2021 um 2:31 PM
gkazakou
War eine kindliche Einkommensquelle. Wir sammelten sie und gaben sie an die Hausfrauen ab, die damit ihre Gärten düngten. Ich erinnere mich leider nicht an den Wechselkurs. Ein paar Pfennige wohl.
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Februar 22, 2021 um 12:21 AM
kopfundgestalt
Jemand nahm ein kinderfahrad mit…kriegst en fuffziger
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Februar 21, 2021 um 2:51 PM
Karin Braun
Guter Dünger
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Februar 21, 2021 um 5:02 PM
Karin
Bräuchte ich für meine Rosen als Dünger – aber weit und breit kein Pferd und somit auch kein Apfel -:(((
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Februar 21, 2021 um 5:53 PM
arcimboldis_world
…stehlen. Hm.
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Februar 23, 2021 um 10:14 AM
wildgans
in Prag und Salzburg sah ich zu Touristenhochburgszeiten Sammeltäschchen an den Pferdehintern…
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Februar 23, 2021 um 11:28 AM
Joachim Schlichting
Gehört dort wo ich wohne wieder zum gewöhnlichen Alltag…
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