Ich habe vor ein paar Tagen einen sehr fesselnden Film – Verfilmung einer Camus-Erzählung – gesehen, „Loin des hommes“, Fern der Menschen, ich glaube die Erzählung heißt „der Gast“. Das Thema ist, wie ein Algerier die traditionell vorgeschriebene endlose Reihe der Blutrache dadurch zu durchbrechen versucht, dass er sich der französischen Polizei ausliefern lässt..Er selbst hat jemanden umgebracht, um dem Blutrachegesetz zu genügen, wenn er seinerseits vom verdeindeten Clan getötet wird, müssen seine kleinen Brüder wiederum ihn rächen etc pp. Er möchte seine Brüder davor schützen.
„Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen.Tod und Verzweiflung flammet um mich her!“ Die rasend wütende und Drohungen herausschreiende Königin der Nachtin Mozarts Zauberflöte echoten im kleinen, allerdings „königsvater“willkürgebeutelten Teenagerleben. Auch wird dort wie auch im richtigen Leben immer wieder offensichtlich, dass Rage zerstörerisch wirkt und ebenso einsam macht wie Rachsucht.
Sind Etymologen da, die wissen ob Rache und Rage einer gemeinsamen Wurzel entwachsen sind?
Rache klingt im Deutschen wirklich sehr nah an Rage, irgendwie wild, wüst, wie der aufgesperrte Rachen eines wilden Tieres. Im Griechischen heißt es ganz sachlich ekdikisi, das Recht wiederherstellen. Das ist auch die Idee der Blutrache. Vergossenes Blut verlangt nach vergossenem Blut, um ein gestörtes Gleichgewicht wieder herzustellen. Die Erynnien als Rache-Göttinnen, die bei vergossenem Blut der Mutter aktiv wurden, sind aus der Orestie bekannt, aber auch, dass damals schon empfunden wurde: mit der Blutrache muss Schluss sein. Der Areopag wurde als erste menschliche, demokratisch entscheidende Gerichtsbarkeit eingesetzt.
Mein Nachbar rächt sich an mir und ich räche zurück, indem ich seine Rache nach außen hin ignoriere. Gedanklich fällt mir allerdings eine Menge ein…..Aber das darf auch, denn so gelingt es mir, los zu lassen und mich wieder um meine Angelegenheiten zu kümmern.
Rache ist eine gefährliche Sache und Rache schadet nicht nur dem Ziel der Rache, sondern auch dem auf die Rache fixierten Menschen.
Verzeihen ist besser und macht einen wieder frei und unabhängig!
Rache kann so viele Formen annehmen und Masken aufsetzen, dass manche nicht mal mehr merken, dass sie von Rache getrieben agieren.
Und was steckt denn hinter der Rache? In erster Linie verletztes Ego. Das Gefühl fortgesetzt übersehen, benachteiligt, zurückgesetzt zu werden, Ungerechtigkeiten erlitten zu haben. Der Groll darüber steigert sich über die Wut bis hin zur Rache. Ich fürchte, ehrlich gesagt, dass mehr Menschen eine Faust in der Tasche haben, als mancher vermutet oder ahnt.
Aber wehe wenn sie losgelassen und „endlich zu ihrem Recht kommen“ (oder glauben zu ihrem Recht kommen zu können, bzw. sich ihr Recht nehmen zu können). Es allen mal so richtig zeigen zu können, dass man auch wer ist und nicht auf sich herumtrampeln lässt …
Ganz ehrlich? Unter denen, die in den letzten Jahren so häufig auf die Straßen gegangen sind, um dort zu skandieren und demonstrieren und denen, die sie aufhetzen und antreiben, sind nicht wenige, mit dieser Faust in der Tasche und sie haben das Gefühl, dass sich das Blatt in ihre Richtung wendet und sie die Faust endlich offen zeigen können.
19 Kommentare
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November 21, 2020 um 12:03 AM
kopfundgestalt
Tue ich mich schwer damit.
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November 21, 2020 um 12:06 AM
erphschwester
schafft keinen frieden.
außerdem ist das leben selbst der größte rächer. man muss sich nur mit einer tüte popkorn in den sessel setzen und zuschauen.
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November 21, 2020 um 12:07 AM
noch1glaswein
Ist, glaube nicht gut, aber manchmal ….
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November 21, 2020 um 12:23 AM
gkazakou
Ich habe vor ein paar Tagen einen sehr fesselnden Film – Verfilmung einer Camus-Erzählung – gesehen, „Loin des hommes“, Fern der Menschen, ich glaube die Erzählung heißt „der Gast“. Das Thema ist, wie ein Algerier die traditionell vorgeschriebene endlose Reihe der Blutrache dadurch zu durchbrechen versucht, dass er sich der französischen Polizei ausliefern lässt..Er selbst hat jemanden umgebracht, um dem Blutrachegesetz zu genügen, wenn er seinerseits vom verdeindeten Clan getötet wird, müssen seine kleinen Brüder wiederum ihn rächen etc pp. Er möchte seine Brüder davor schützen.
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November 21, 2020 um 1:56 AM
mijonisreise
Die beste Rache ist glücklich zu sein.
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November 21, 2020 um 6:46 AM
kat.
Der LieblingsItaliener sagt immer: Vergebung ist die größte Form der Rache. Stimmt irgendwie.
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November 21, 2020 um 7:13 AM
quersatzein
Schmeckt nicht süss, sondern bitter…
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November 21, 2020 um 7:19 AM
piri ulbrich
Manchmal ist es die größte Rache, das Thema einfach zu ignorieren.
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November 21, 2020 um 9:37 AM
puzzleblume
„Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen.Tod und Verzweiflung flammet um mich her!“ Die rasend wütende und Drohungen herausschreiende Königin der Nachtin Mozarts Zauberflöte echoten im kleinen, allerdings „königsvater“willkürgebeutelten Teenagerleben. Auch wird dort wie auch im richtigen Leben immer wieder offensichtlich, dass Rage zerstörerisch wirkt und ebenso einsam macht wie Rachsucht.
Sind Etymologen da, die wissen ob Rache und Rage einer gemeinsamen Wurzel entwachsen sind?
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November 21, 2020 um 1:18 PM
Tanuky zu Tanabe
Rage und Rache sind zweierlei. Rache ist die Vergeltung für ein begangenes Unrecht. Rage ist aus dem Französischen und eher der Wut
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November 21, 2020 um 1:19 PM
Tanuky zu Tanabe
Argh… Rage ist aus dem Französischen und eher der Wir gleichzusetzen oder gar der Raserei
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November 21, 2020 um 2:10 PM
gkazakou
Rache klingt im Deutschen wirklich sehr nah an Rage, irgendwie wild, wüst, wie der aufgesperrte Rachen eines wilden Tieres. Im Griechischen heißt es ganz sachlich ekdikisi, das Recht wiederherstellen. Das ist auch die Idee der Blutrache. Vergossenes Blut verlangt nach vergossenem Blut, um ein gestörtes Gleichgewicht wieder herzustellen. Die Erynnien als Rache-Göttinnen, die bei vergossenem Blut der Mutter aktiv wurden, sind aus der Orestie bekannt, aber auch, dass damals schon empfunden wurde: mit der Blutrache muss Schluss sein. Der Areopag wurde als erste menschliche, demokratisch entscheidende Gerichtsbarkeit eingesetzt.
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November 21, 2020 um 9:44 AM
frauholle52
Mein Nachbar rächt sich an mir und ich räche zurück, indem ich seine Rache nach außen hin ignoriere. Gedanklich fällt mir allerdings eine Menge ein…..Aber das darf auch, denn so gelingt es mir, los zu lassen und mich wieder um meine Angelegenheiten zu kümmern.
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November 21, 2020 um 10:49 AM
Karin Braun
Nicht mein Ding, habe nie verstanden was das soll. Verschwendete Energie
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November 21, 2020 um 1:10 PM
Verwandlerin
Rache ist eine gefährliche Sache und Rache schadet nicht nur dem Ziel der Rache, sondern auch dem auf die Rache fixierten Menschen.
Verzeihen ist besser und macht einen wieder frei und unabhängig!
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November 21, 2020 um 1:51 PM
Elvira
Auch wenn Rache süß sein soll, so esse ich doch lieber ein Stück Kuchen
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November 21, 2020 um 2:05 PM
Liisa
Rache kann so viele Formen annehmen und Masken aufsetzen, dass manche nicht mal mehr merken, dass sie von Rache getrieben agieren.
Und was steckt denn hinter der Rache? In erster Linie verletztes Ego. Das Gefühl fortgesetzt übersehen, benachteiligt, zurückgesetzt zu werden, Ungerechtigkeiten erlitten zu haben. Der Groll darüber steigert sich über die Wut bis hin zur Rache. Ich fürchte, ehrlich gesagt, dass mehr Menschen eine Faust in der Tasche haben, als mancher vermutet oder ahnt.
Aber wehe wenn sie losgelassen und „endlich zu ihrem Recht kommen“ (oder glauben zu ihrem Recht kommen zu können, bzw. sich ihr Recht nehmen zu können). Es allen mal so richtig zeigen zu können, dass man auch wer ist und nicht auf sich herumtrampeln lässt …
Ganz ehrlich? Unter denen, die in den letzten Jahren so häufig auf die Straßen gegangen sind, um dort zu skandieren und demonstrieren und denen, die sie aufhetzen und antreiben, sind nicht wenige, mit dieser Faust in der Tasche und sie haben das Gefühl, dass sich das Blatt in ihre Richtung wendet und sie die Faust endlich offen zeigen können.
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November 21, 2020 um 4:56 PM
Joachim Schlichting
Ist sinnlos, ist sinnlos, ist sinnlos…
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November 22, 2020 um 12:41 PM
Schöne Perle
Ist süß 😉
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