Eine fand ein Adressbuch, kopierte alle Seiten, gab es anonym zurück und begann, mit allen Eingetragenen Kontakt aufzunehmen. Ich weiß noch nicht, wie im Einzelnen sie das tat und was jeweils geschah, doch ich werde davon lesen. (Sophie Calle: Das Adressbuch)

Heutzutage findet man schwerlich dergleichen, alle haben ihre Kontaktdaten irgendwo im Fotoapparat oder Ihr wisst schon wo gespeichert.

Meine kleinen Chinabüchelchen liegen alle in den Schubladen des alten Hauses herum, nun werden die aktuellen Adressen der noch lebenden in ein starkes, metallumrandetes Buch eingetragen, und ich überlege, was geschähe, ließe ich das irgendwo herumliegen und jemand fände es. Oder mir würde morgen im Cafe ein solches in die Hände fallen. Die Chefin der Landfrauen Wingertshausen würde ich als erste kontaktieren, später mit meinem Steppenwolfbike bei ihr vorbei fahren, ihr sämtliche frische Vanillekipferln wegfressen und sie bei Eheproblemen mit dem Bürgermeister humorvoll falsch beraten.

Den Designknaben vom Architekturbüro Sonnenbrücke tät ich erschrecken mit einem wohldurchdachten heißen Liebesbrief nebst steifgefrornen Höschen, sieben an der Zahl. Eines röter als das schwarze mit den Schweizer Spitzen.

Und so weiter …