Auf dem Nachbardach lassen sich fette Tauben vom Schornsteinrauch räuchern, zupfend am Gefieder, ohne jedes Gegurre. Der Enkel springt bedenkenlos in den bunten Laubhaufen, die Walnussbaumgerbstoffe jucken ihn nicht, die vom wilden Wein könnte man essen. Ganz hinten im Garten bebt das schlecht wachsende Ginkgobäumchen, die knallgelben Blättchen liegen feucht verklebt, vermischt mit Lärchennädelchen, alle drunter auf moosignassem Erdboden.
Mein Discounter betont über all dem Zeug, das es zu kaufen gibt, dass es in den Herzen warm würde, derzeit ganz besonders…
Ich will keine Romane lesen, wohl aber denen zuhören, die über welche reden, dabei leselockend gucken, gnädig unkritisch nicken, fortwährend zittert ihr Doppelkinn, Ersatzleben sprudelt.
Warum wirst du gleich immer so ruppig: Standardfrage in meiner Ursprungsfamilie, von denen fast alle unzufrieden auf Friedhöfen liegen. Wenige blicken mit waidwunden Blicken auf dramatisches Treiben – noch.
13 Kommentare
Comments feed for this article
November 22, 2019 um 10:56 AM
gkazakou
ich lese grad Sebolds „campo santo“-Erzählung, da erfährt man viel Bedenkenswertes über unzufrieden auf Friedhöfen herumliegende oder -wandelnde Anverwandte und die Befürchtungen der noch Lebenden.
LikeGefällt 2 Personen
November 22, 2019 um 10:57 AM
gkazakou
pardon, Sebald
LikeGefällt 1 Person
November 22, 2019 um 5:11 PM
Herr Ärmel
Schön, dass Sie Sebald gefunden haben. „Die Ringe des Saturn“ oder „Die Ausgewanderten“ könnten Ihnen möglicherweise auch zusagen…
LikeGefällt 2 Personen
November 24, 2019 um 12:11 PM
gkazakou
Vielen Dank für Ihre Resonanz! „Die Ausgewanderten“ las ich vor einigen Jahren, sie überzeugten mich von Sebald als einem Ausnahme-Künstler und Denker in deutscher Sprache. .
LikeGefällt 1 Person
Dezember 4, 2019 um 10:46 PM
Herr Ärmel
Mich fasziniert bei Sebald die Verbindung von Vergangenheit mit der Gegenwart anhand von Wörtern und Fotografien…
Einer der wenigen Autoren, deren Werke ich bereits mehrfach gelesen habe…
LikeLike
November 22, 2019 um 11:04 AM
puzzleblume
Unzufriedenheitshöfe …. auch seitens der Nochlebenden, wenn man deren energische Bearbeiten des Vorihnenliegenden beobachtet.
LikeGefällt 1 Person
November 22, 2019 um 11:24 AM
Olpo Olponator
Staunend und mit Wohlgefühl las ich noch vor dem Frühstück dies Prosagedicht … 😉
LikeGefällt 1 Person
November 22, 2019 um 11:27 AM
BrigitteE Bremen
Kichert 😅 So fein geschrieben!
LikeGefällt 1 Person
November 22, 2019 um 1:22 PM
Clara Himmelhoch
Liebe Sonja, ich weiß, dass Neid eine Todsünde ist – dann bekenne ich mich zu ihr und gelobe noch nicht einmal Besserung.
Ich denke, du weißt auch ohne nähere Erklärung, um was ich dich beneide – nicht um deine Altvorderen.
LikeGefällt 1 Person
November 22, 2019 um 1:29 PM
schreibenwaermt
Gnädig unkritisch nicken. Das erscheint mir momentan auch als begehrenswerter Zustand. Das klingt irgendwie entspannt.
LikeGefällt 1 Person
November 23, 2019 um 8:41 AM
Olpo Olponator
… oder inkompetent … 😉
LikeGefällt 2 Personen
November 22, 2019 um 7:07 PM
Anne/LE
Wir haben unseren Gingko dieses Jahr in den Gartenboden verfrachtet. Einer sprach, dass man das nach 5Jahren Topfpflanzensommerfrische probieren darf. Ich werde sehen, ob er mir im nächsten Frühjahr Herzwärme zaubert.
LikeGefällt 1 Person
November 24, 2019 um 5:12 AM
kat.
Unzufrieden auf Friedhöfen liegen! Nee wer will das schon! Deshalb, hier auf ein Erden für ein gutes Leben sorgen, damit es unter der Erde dann nicht grummel vor Unzufriedenheit!
LikeGefällt 1 Person