Auf dem Schwarzmarkt im Zweiten Weltkrieg und bis zur Währungsreform von Ludwig Erhard 1948 waren Perlonstrümpfe, Zigaretten und Kaffee ein wichtiges Tauschmittel.
Perlonstrümpfe – dafür gab so manches deutsche Frollein wohl gern auch seine Unschuld hin. Und war die erstmal hin, waren noch mehr Perlonstrümpfe nötig, um das Verlorene wettzumachen. So jedenfalls suggerieren uns Filme und Reklame der deutschen Nachkriegszeit.
… Dralon, Helanca, Trevira und natürlich Nylon.
Nylon war ja die synthetisch erzeugte „Kunstseide“. Der Produktname soll eine Abkürzung sein für „Now you look old Nippon“
Mittagsgruss von der seidenweich dahinschwebenden Fähre
(Für was Sie sich aber auch so alles interessieren tun)
Danach hatte mein Grossvater den Generalimportvertrag dieser Plastikhemden weiterverkauft.
Feierabendgruss von der hinex-undherimportierenden Fähre
Perlonstrümpfe – ich hatte noch welche. Mit zugehörigem Strumpfhalter. Und Nagellack in der Schultasche, um Laufmachen zu stoppen.
Gefolgt wurden sie von „Kräuselkreppstrumpfhosen“. Da blieb erstmals das nackte Stück Bein warm, das sonst zwischen Strumpfrand und Höschenbein kalt wurde. (Es sei denn, man trug „Liebestöter“ darüber, dünne, lange Unterhosen aus dehnbarer Kunstfaser.)
Perlon war für mich ein Wort in meinem Umfeld, ungefähr genauso aussagekräftig wie irgendwelche Fachbegriffe aus der Quantenphysik. Aber allgegenwärtig. Keine Ahnung, dass das eine Kunstfaser war. Nyltest, das musste ich später anziehen.
Als Wort kenne ich das. Als Kind dachte ich, das sei etwas, das aus Perlen gemacht werde. Ich weiß aber, dass wir in der Grundschule über Natur- und Chemiefasern sprachen, anschließend Listen von unseren Kleidungsstücken anlegten und einordneten, ob sie aus Chemie- oder Naturfasern waren“. Es gab bei mir Helanca, Dralon, Vistram, Trevira, aber kein Perlon oder Nylon. Besonders chic fand ich meine Helanca-Hose. Das war ein blickdichter orangefarbener Schlüppi mit gelber Spitze an den Beinrändern, der über den Baumwollslip gezogen wurde. Wenn die doofen Jungs es dann wieder mal nicht lassen konnten, einem das Röckchen hochzureißen und ihr „Deckel hoch, Wasser kocht“ zu quietschen, sahen sie die in meinen Augen absolut straßentaugliche Helanca-Hose🧚💃🦊Wann hat es eigentlich aufgehört, dass die Chemiefasern mit hübschen Namen benannt wurden? Heute stehen in den Klamotten nur noch „PU“, „PE“ und ab und zu mal ein verirrtes „GoreTex“ oder „Spandex“…🧐🤔
16 Kommentare
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Dezember 5, 2018 um 1:21 AM
wechselweib
Auf dem Schwarzmarkt im Zweiten Weltkrieg und bis zur Währungsreform von Ludwig Erhard 1948 waren Perlonstrümpfe, Zigaretten und Kaffee ein wichtiges Tauschmittel.
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Dezember 5, 2018 um 6:25 AM
noch1glaswein
1 Tag vor Nikolaus – muss mal meine Riesenstiefel suchen und putzen 🙂
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Dezember 5, 2018 um 6:59 AM
quersatzein
Die Strümpfe unserer Mütter – mit Strumpfhalter, versteht sich…
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Dezember 5, 2018 um 8:46 AM
puzzleblume
Perlon-Gardinen, dreifach zu nehmen und das oben Gekräuselte unten gegen frevelnde Hände in Falten zu stecken.
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Dezember 5, 2018 um 11:13 AM
Karin
Irgendwie löst das Wort unangenehme Gefühle bei mir aus. Keine Ahnung warum.
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Dezember 5, 2018 um 11:27 AM
Der Emil
Und sein Pendat aus Sozialistischer Produktion: Dederon.
Schon seltsam: Zu DDR-Zeiten wurden Dederonschürzen oft Perlonschürzen genannt, heut ist alles Dederon … 😉
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Dezember 5, 2018 um 12:11 PM
gkazakou
Perlonstrümpfe – dafür gab so manches deutsche Frollein wohl gern auch seine Unschuld hin. Und war die erstmal hin, waren noch mehr Perlonstrümpfe nötig, um das Verlorene wettzumachen. So jedenfalls suggerieren uns Filme und Reklame der deutschen Nachkriegszeit.
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Dezember 5, 2018 um 12:12 PM
Herr Ärmel
… Dralon, Helanca, Trevira und natürlich Nylon.
Nylon war ja die synthetisch erzeugte „Kunstseide“. Der Produktname soll eine Abkürzung sein für „Now you look old Nippon“
Mittagsgruss von der seidenweich dahinschwebenden Fähre
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Dezember 5, 2018 um 12:13 PM
Herr Ärmel
Nicht zu vergessen die unsäglichen Plastikhemden aus Nyltest, die ich als Knabe bis zum vierten Schuljahr tragen musste . .
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Dezember 5, 2018 um 9:55 PM
wildgans
Warum danach nicht mehr? (Das interessiert mich sehr!)
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Dezember 5, 2018 um 10:13 PM
Herr Ärmel
(Für was Sie sich aber auch so alles interessieren tun)
Danach hatte mein Grossvater den Generalimportvertrag dieser Plastikhemden weiterverkauft.
Feierabendgruss von der hinex-undherimportierenden Fähre
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Dezember 5, 2018 um 2:57 PM
o)~mm
Bei Perlon denke ich nur an Fäden um etwas aufzuhängen…
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Dezember 5, 2018 um 3:56 PM
sabeth47
Perlonstrümpfe – ich hatte noch welche. Mit zugehörigem Strumpfhalter. Und Nagellack in der Schultasche, um Laufmachen zu stoppen.
Gefolgt wurden sie von „Kräuselkreppstrumpfhosen“. Da blieb erstmals das nackte Stück Bein warm, das sonst zwischen Strumpfrand und Höschenbein kalt wurde. (Es sei denn, man trug „Liebestöter“ darüber, dünne, lange Unterhosen aus dehnbarer Kunstfaser.)
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Dezember 5, 2018 um 5:01 PM
Manfred Voita
Perlon war für mich ein Wort in meinem Umfeld, ungefähr genauso aussagekräftig wie irgendwelche Fachbegriffe aus der Quantenphysik. Aber allgegenwärtig. Keine Ahnung, dass das eine Kunstfaser war. Nyltest, das musste ich später anziehen.
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Dezember 5, 2018 um 9:53 PM
wildgans
Perlon, das Nazi-Nylon:
https://www.zeit.de/wissen/geschichte/2013-01/perlon-kunstfaser-schlack-geschichte
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Dezember 3, 2019 um 1:16 AM
amanita
Als Wort kenne ich das. Als Kind dachte ich, das sei etwas, das aus Perlen gemacht werde. Ich weiß aber, dass wir in der Grundschule über Natur- und Chemiefasern sprachen, anschließend Listen von unseren Kleidungsstücken anlegten und einordneten, ob sie aus Chemie- oder Naturfasern waren“. Es gab bei mir Helanca, Dralon, Vistram, Trevira, aber kein Perlon oder Nylon. Besonders chic fand ich meine Helanca-Hose. Das war ein blickdichter orangefarbener Schlüppi mit gelber Spitze an den Beinrändern, der über den Baumwollslip gezogen wurde. Wenn die doofen Jungs es dann wieder mal nicht lassen konnten, einem das Röckchen hochzureißen und ihr „Deckel hoch, Wasser kocht“ zu quietschen, sahen sie die in meinen Augen absolut straßentaugliche Helanca-Hose🧚💃🦊Wann hat es eigentlich aufgehört, dass die Chemiefasern mit hübschen Namen benannt wurden? Heute stehen in den Klamotten nur noch „PU“, „PE“ und ab und zu mal ein verirrtes „GoreTex“ oder „Spandex“…🧐🤔
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