Früh am Morgen in der Fußgängerzone. Oben zappeln Kräne, unten wenig Dackel.

Alte Damen sind so anders angezogen, gar nicht sizilianisch.

Ich ertappe mich dabei, den alten Herrn mit seinem Elektrorollstuhl kurz zu beneiden. Ich sah ihn aus den Fluren des Missionsaltenheims fliehen und nun an der Eisdiele zum harschen Hassan stehen bleiben, um mit den Eisessrentnern zu plaudern. Oh, dachte ich, der muss sich um nichts kümmern, nicht Wäsche waschen, nicht kochen, überhaupt nichts muss der tun. Menschenskinder, wie weit ist es mit mir gekommen. Ich wollte doch bei „Mit 85 um die Welt“ mitmachen, oder beim Isabell Allende-Fan-Club, wo man sich mit 76 neu verliebt.

Doch nicht nur Nichtstumänner beneide ich, auch allein reisende Frauen zuhauf. Oder die in tiefen Wäldern turnen, nackt am See sich yogaverbiegen, auf Norwegens steilsten Überragfelsen sitzen und mit ihren zarten Füßen winken. Eine dieser jungen Frauen lebt nicht mehr, starb aber durch eine miese Krankheit. Man sieht sie hier, man kann von ihr lesen: https://brittawandert.com/2018/08/07/dafuer-gibt-es-keinen-passenden-titel/

Mir ist kein furchtloser Spaziergang vergönnt, erst recht nicht im Wald. Überall die mit dem schweren Hackebeil. Drohend schleichen sie vorbei oder springen vom morschen Baumhaus mir ins Genick.

Allein reisend, da sehe ich mich auf einsamen Terrassen sitzen bei Dirndllandladies zu Gast. Briefe schreiben und schräge Postkarten, damit die Daheimmenschen und Freundinnen erfreuen. Sowas geht. In den Dämmerstunden Bücher von allein reisenden Damen lesen. Geht auch.

Herrin im eigenen Haus. JA.