Ein Zelt nehme ich mit. Ein Zelt, das man in die Luft wirft und wenn es unten ankommt, schlüpft man rein, bezieht es und wohnt.
Damit fahre ich nach Marbach am Neckar und lebe fortan auf der Wiese am Literaturarchiv.
Meine Deutschprofessorin hätte mir dieses Traumgebiet nie zeigen dürfen.
Damals noch mit den Stimmen von Heinrich Böll, Hesse und so fort. In der gläsernen Vitrine die Liebesbriefe von Jimi Hendrix an Uschi Obermaier, leichte US-Krikelkrakelhandschrift, dennoch gut lesbar.
Und auf dem Friedhof bei Seattle fanden wir sein Grab, dicht bei der Großmutter, die er sehr geliebt haben muss.
„Freilich ist es seltsam, die Erde nicht mehr zu bewohnen…“ – „Und das Totsein ist mühsam und voller Nachholn, daß man allmählich ein wenig Ewigkeit spürt.-“
Diese Rilkeworte zum Tod meines langjährigen Brieffreundes. Einen Klarapfel pflanzte ihm ein Intimus kurz vor seinem Tod in den geliebten Garten. Geschenk zum 77. Geburtstag.
Wer liebt derlei Geschenke nicht. Besser als jedes fliegende Zelt.
Heute den Lieblingsschwager treffen und tüchtig schwadronieren oder auch reden, richtig in echt. Mitunter verstärkt sich das beim Leben ins Weite!
11 Kommentare
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Mai 24, 2018 um 4:01 PM
gkazakou
Selbst der Tod wird in deinen Zeilen zu etwas Lebendigem.
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Mai 26, 2018 um 9:18 AM
wildgans
Seit ich denken kann, ist das so.
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Mai 24, 2018 um 4:15 PM
rotewelt
Tut mir leid, dass du deinen Brieffreund verloren hast. Aber lieber salbadern und schwadronieren als sterben, jedenfalls solange es geht. Mir scheint, in diesem Frühjahr, auch noch kurz vorm Sommer, gehen mehr Menschen als sonst um diese Jahreszeit. Das Sterben findet diesmal nicht um die Jahreswende statt, sondern später.
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Mai 26, 2018 um 9:20 AM
wildgans
Ach, und ich dachte, das sei nur in meinem Umkreis so. Diese Floskel vom Beileid. Aber was wäre sonst zu sagen. Ganz tiefe Gefühle wenig mitteilbar, höchstens beim Blick in betroffene Augen…
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Mai 24, 2018 um 4:19 PM
Achim Spengler
Mein Beileid. Ich hoffe Sie tun sich die Wiese in Marbach am Literaturarchiv tatsächlich an.
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Mai 26, 2018 um 9:21 AM
wildgans
Ach, Sie kennen sich aus?
Ich tagträume höchst intensiv. Letztes Jahr sah ich die Wiese in real.
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Mai 24, 2018 um 4:24 PM
Herr Ärmel
Ich wünsche Ihnen eine gute und erfreuliche Reise.
Nachmittagsgruss vom Bücherbrett auf der Fähre
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Mai 26, 2018 um 9:22 AM
wildgans
Bücherbrett auf einer Fähre, das ist doch nicht die Möglichkeit.
Gruß aus den einstürzenden Bücherwänden
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Mai 26, 2018 um 9:25 AM
Herr Ärmel
Einstürzende Bücherwände sind das geniale kreative Chaos, aus dem Neues entstehen kann – herzliche Glückwünsche dazu
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Mai 24, 2018 um 5:43 PM
quersatzein
Da sind Freude und Trauer spürbar ganz nahe.
Gute Wünsche von mir für deine nahen und weiteren Pläne.
Und herzlichen Abendgruss,
Brigitte
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Mai 26, 2018 um 9:23 AM
wildgans
Ach, die Zeit, die Zeit – und dann eventuell ein Wiedersehen im Licht!
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