Hier der betreffende Abschnitt aus meinem Wunderwörterwanderbuch:
„Im 19. Jahrhundert übernahmen deutsche Siedler in Südwestafrika von ihren holländischen Nachbarn das Wort `Hottentotten`für die dort ansässigen Hirtennomaden, die sich selbst Khoikhoin, `Menschen`, nennen. Als niederländische Seefahrer im 17. Jahrhundert zum ersten Mal die seltsamen Klick- und Schnalzlaute der dortigen Ureinwohner vernahmen, sollen sie in ebenso spöttischer wie misslungener Imitation dieses vermeintlich angeborenen Sprachfehlers den Namen `Hottentotten`geprägt haben. Heute vermutet man hinter der Bezeichnung eher eine alte Begrüßungsformel, die für abendländische Ohren wie `Hautitou`klang. Das Vorurteil der europäischen Siedler, alle „Eingeborenen“ seien ihnen kulturell und geistig nicht ebenbürtig, hat sich bis in unsere Zeiten erhalten. So gilt es wohl kaum für sonderlich anstößig, ein nicht zu duldendes Durcheinander mit der kritischen Bemerkung `Hier geht es ja zu wie bei den Hottentotten!` zu kommentieren. “
(aus: Wandernde Wörter und Sprachsouvenirs von Dietmar Urmes. marixverlag Wiesbaden 2014)
Ich bin als Kind auch mit „Hottentotten“ aufgewachsen, „Hempels unterm Sofa“ kamen erst etwas später. Erstaunlich und erschreckend, wie selbst unsere Eltern den abwertenden Begriff Hottentotten unreflektiert einfach an ihre Kinder weitergaben. Noch in den 70ern sprach mein Vater ja auch von „Spaghettifressern“ und „dem Russen“ und als eine 17-jährige Nachbarin mit einem amerikanischen Soldaten ging, war sie für die ganze Dorfbevölkerung ein Flittchen. Was für eine Zeit! Mich gruselt, wenn ich darüber nachdenke. Na ja, auch heute gibt es Feindbilder, Vorurteile etc., trotzdem…
15 Kommentare
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April 25, 2018 um 4:55 AM
kat.
Ich glaubte damals, die lebten bei Hempels unterm Sofa. Weil sie wurden oft in einem Satz erwähnt, mit den Hempels. Grüße Kat.
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April 25, 2018 um 7:03 AM
Mona Lisa
Genau diese Kombi kenne ich auch 😉
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April 25, 2018 um 8:19 AM
Herr Ärmel
Ich kannte dieses Wort auch lange Zeit bloss in diesem Kontext…
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April 25, 2018 um 6:38 AM
quersatzein
Der Name, den ich als Kind aufschnappte, hat sich bis heute ins Gedächtnis eingenistet…
Lieben Gruss,
Brigitte
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April 25, 2018 um 7:53 AM
Sylvia
haha! stimmt, kat! hier siehts ja aus wie bei den hottentotten. mama, was sind hottentotten? ähh…
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April 25, 2018 um 9:53 AM
Myriade
Ein offenbar in Deutschland hochgeschätzter Stamm 🙂
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April 25, 2018 um 11:40 AM
gkazakou
Von Deutschland nicht hochgeschätzte, sondern im Gegenteil verachtete und grauenhaft misshandelte, fast ausgerottete afrikanische Stämme der Herero und Nama, im heutigen Namibien (damaligen SW-Afrika) lebend, von den Kolonialisten als Hottentotten bezeichnet, weil man ihre Sprache nicht verstand und sie für kulturell niedrig stehendes Gesindel hielt. Zur Geschichte des Vlkermords an den Hereros gibt es viele Quellen. https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=2&cad=rja&uact=8&ved=0ahUKEwjowfWwj9XaAhXBKlAKHfDFDDwQFgg8MAE&url=https%3A%2F%2Fwww.welt.de%2Fpolitik%2Farticle4269815%2FNamibia-der-ergaunerte-Platz-an-der-Sonne.html&usg=AOvVaw11vhsYty0Hf-1VjP8cl4U4
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April 25, 2018 um 1:56 PM
rittiner gomez
wir stimmen ihnen zu!
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April 25, 2018 um 2:34 PM
wildgans
Hier der betreffende Abschnitt aus meinem Wunderwörterwanderbuch:
„Im 19. Jahrhundert übernahmen deutsche Siedler in Südwestafrika von ihren holländischen Nachbarn das Wort `Hottentotten`für die dort ansässigen Hirtennomaden, die sich selbst Khoikhoin, `Menschen`, nennen. Als niederländische Seefahrer im 17. Jahrhundert zum ersten Mal die seltsamen Klick- und Schnalzlaute der dortigen Ureinwohner vernahmen, sollen sie in ebenso spöttischer wie misslungener Imitation dieses vermeintlich angeborenen Sprachfehlers den Namen `Hottentotten`geprägt haben. Heute vermutet man hinter der Bezeichnung eher eine alte Begrüßungsformel, die für abendländische Ohren wie `Hautitou`klang. Das Vorurteil der europäischen Siedler, alle „Eingeborenen“ seien ihnen kulturell und geistig nicht ebenbürtig, hat sich bis in unsere Zeiten erhalten. So gilt es wohl kaum für sonderlich anstößig, ein nicht zu duldendes Durcheinander mit der kritischen Bemerkung `Hier geht es ja zu wie bei den Hottentotten!` zu kommentieren. “
(aus: Wandernde Wörter und Sprachsouvenirs von Dietmar Urmes. marixverlag Wiesbaden 2014)
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April 25, 2018 um 4:34 PM
kat.
Und als ich dann rausfand, dass dieses Sprichwort von daher kommt, hab ich es nicht mehr hören wollen! Da haben die Hempels die Übermacht gehabt.😉
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April 25, 2018 um 4:42 PM
rotewelt
Ich bin als Kind auch mit „Hottentotten“ aufgewachsen, „Hempels unterm Sofa“ kamen erst etwas später. Erstaunlich und erschreckend, wie selbst unsere Eltern den abwertenden Begriff Hottentotten unreflektiert einfach an ihre Kinder weitergaben. Noch in den 70ern sprach mein Vater ja auch von „Spaghettifressern“ und „dem Russen“ und als eine 17-jährige Nachbarin mit einem amerikanischen Soldaten ging, war sie für die ganze Dorfbevölkerung ein Flittchen. Was für eine Zeit! Mich gruselt, wenn ich darüber nachdenke. Na ja, auch heute gibt es Feindbilder, Vorurteile etc., trotzdem…
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April 25, 2018 um 4:43 PM
rotewelt
PS. Der amerikanische Soldat war natürlich schwarz.
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April 25, 2018 um 5:52 PM
Karin
Hottentottenmusik, hörte ich öfter von Mutters Mutter, wenn ich meine Musik hörte.
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April 25, 2018 um 8:54 PM
Hauptschulblues
Völkermord
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April 26, 2018 um 7:09 AM
seelenruhig
Die sind mir namentlich v.a. in Südafrika über den Weg gelaufen – da gibt es noch die Hottentots Holland Mountains
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