Mir fällt die Großmutter ein. Aus ihrem Mund kamen solche Stoffbezeichnungen, die ich heute nachschlagen muss. Musselin. Georgette. Barchent (dick und warm) und andere Materialien, die mir heute nicht mehr begegnen.
Musselinvorhänge hatte ich einmal. Nach dem Waschen bekommt man sie kaum mehr in den Fadenlauf und sie wirkten irgendwie „schief“.
Der Klang des Wortes aber ist für mich auch luftig, dünn, Sommer.
„Unter der Bezeichnung Mull kennen wir ein feines, weitmaschiges Baumwollgewebe, das vor allem als Verbandmaterial Verwendung findet. Wer eine nichtdeutsche Herkunft ahnt, wird das Wort vielleicht an lat. mollis, „weich“, anlehnen. Es stammt indes von pers.malmal, „locker, zart“, das in Indien die Bedeutung „feiner Musselin“ annahm und von den englischen Kolonialherren nach Mitteleuropa gelangte. Die Stoffart Musselin ist übrigens nach der irakischen Stadt Mossul am Tigris benannt, die einst für die Produktion besonders feinfädiger, leichter Gewebe berühmt war. Italienische Lieferanten führten im 18. Jahrhundert den besonders für luftige Sommerkleider geeigneten Stoff diesseits der Alpen als mussolino ein. Möglicherweise gab es auch im Stammbaum der italienischen Familie Mussolini einen Ahnherrn des berüchtigten faschistischen Duce, der dem ehrbaren Gewerbe eines Tuchhändlers nachging.“
(aus: Wandernde Wörter und Sprachsouvenirs. Von Dietmar Urmes. marixverlag Wiesbaden 2014)
9 Kommentare
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April 6, 2018 um 8:12 AM
aquasdemarco
Musselmane
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April 6, 2018 um 8:23 AM
mona lisa
leicht, locker, fluffig
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April 6, 2018 um 9:40 AM
Hausfrau Hanna
Leicht und locker,
liebe Sonja,
ist dieser Stoff aus Baumwolle – und bald schon wieder tragbar 🙂
Lieben Gruss
Hausfrau Hanna
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April 6, 2018 um 12:53 PM
Kabra
Fällt mir sofort Georgette Heyer ein. Da liefen die Damen immer in Musselinkleidern rum.
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April 6, 2018 um 8:12 PM
sabeth47
… Georgette Heyer, die habe ich auch verschlungen. Und die Herren trugen Jabots an ihren Hemden.
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April 6, 2018 um 8:11 PM
sabeth47
Mir fällt die Großmutter ein. Aus ihrem Mund kamen solche Stoffbezeichnungen, die ich heute nachschlagen muss. Musselin. Georgette. Barchent (dick und warm) und andere Materialien, die mir heute nicht mehr begegnen.
Musselinvorhänge hatte ich einmal. Nach dem Waschen bekommt man sie kaum mehr in den Fadenlauf und sie wirkten irgendwie „schief“.
Der Klang des Wortes aber ist für mich auch luftig, dünn, Sommer.
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April 6, 2018 um 8:29 PM
wildgans
„Unter der Bezeichnung Mull kennen wir ein feines, weitmaschiges Baumwollgewebe, das vor allem als Verbandmaterial Verwendung findet. Wer eine nichtdeutsche Herkunft ahnt, wird das Wort vielleicht an lat. mollis, „weich“, anlehnen. Es stammt indes von pers.malmal, „locker, zart“, das in Indien die Bedeutung „feiner Musselin“ annahm und von den englischen Kolonialherren nach Mitteleuropa gelangte. Die Stoffart Musselin ist übrigens nach der irakischen Stadt Mossul am Tigris benannt, die einst für die Produktion besonders feinfädiger, leichter Gewebe berühmt war. Italienische Lieferanten führten im 18. Jahrhundert den besonders für luftige Sommerkleider geeigneten Stoff diesseits der Alpen als mussolino ein. Möglicherweise gab es auch im Stammbaum der italienischen Familie Mussolini einen Ahnherrn des berüchtigten faschistischen Duce, der dem ehrbaren Gewerbe eines Tuchhändlers nachging.“
(aus: Wandernde Wörter und Sprachsouvenirs. Von Dietmar Urmes. marixverlag Wiesbaden 2014)
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April 6, 2018 um 10:35 PM
sabeth47
🙂 Das scheint mir ein lesenswertes Buch zu sein, Wandernde Wörter …
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April 12, 2018 um 5:16 PM
rotewelt
Auf jeden Fall viel weicher als Georgette.
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