Ich erinnere mich an Rollschuhschlüssel (aus dem Buch „Ich erinnere mich“ von Joe Brainard).
Meine wären:
Ich erinnere mich an deftige Ohrfeigen.
Ich erinere mich an das Kirmesfahrgeschäft, wo man an die Seite gedrückt wurde, das Berg- und Tal fuhr, auch rückwärts und wo ein Dach kurz dunkel machte.
Ich erinnere mich an das Fingerhutschützerchen meiner Nähmutter.
Ich erinnere mich an den Modergeruch von Stinkmorcheln.
Ich erinnere mich an das Rubensgemälde, vor das sich laut Museumsaufsicht Erwachsene mit ihren auseinandergehaltenen Mäntel schützend gestellt hatten. Kinderaugen…(eine erwachsene Tochter gibt ihrem alten Vater, der im Gefängnis sitzt, ihre Brust und nährt ihn).
Ich erinnere mich an meine Volltrunkenheit beim Weinfest in Deidesheim, bei dem ich …ach, ne, schweig still.
Ich erinnere mich an Stehbluespickeljungs in Bravoposterkellern.
Ich erinnere mich an den nackten Philosophen auf dem Hochsitz.
Ich erinnere mich an meinen Wunsch, an lauten Straßen wohnend, alles aus dem Fenster zu werfen, damit es für einen Moment still wäre.
Ich erinnere mich an blaue Lippen in Schwimmbädern.
Ich erinnere mich an mein kraftvolles Wahnsinnsgebrüll während der Geburten.
Ich erinnere mich an das Abbrennen der schönen Bauernhäuser vor dem Bau der Talsperre und die davon unberührt blühenden Weidenröschen.
Ich erinnere mich, dass ich eine Andere war.
Ich erinnere mich, dass ich die Füße meiner toten Großmutter so wunderbar fand.
13 Kommentare
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Oktober 11, 2017 um 6:38 PM
Clara HH
Ich denke so für mich hin, dass du auf einige Erinnerungen schadlos verzichten könntest – zumindest auf die schallenden Ohrfeigen. Und vielleicht auch auf anderes, was hier nicht mit aufgezählt ist.
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Oktober 12, 2017 um 11:43 AM
wildgans
An deinem Kommentar merke ich, wie lange wir uns schon „kennen“ , liebe Clara!
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Oktober 12, 2017 um 11:49 AM
Clara HH
Ich blogge etwas über 8 Jahre. Da ich dich auf dem Tochterblog entdeckt und mitgenommen hatte, muss es ungefähr so lange sein.
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Oktober 11, 2017 um 6:54 PM
Rosi
Weinend lese ich von den Füssen unserer Großmutter, die weinend gestorben ist…
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Oktober 12, 2017 um 11:44 AM
wildgans
Beinahe „gefällt“ es mir ja nicht – und dann doch wieder so sehr 😦
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Oktober 11, 2017 um 8:19 PM
Herr Ärmel
Bilder Bilder Bilder. Sich selbst verlebendigende Bilder.
Und eruptiv aufschiessende eigene Erinnerungen.
Klasse
Prima
Danke – – –
Abendgruss von dahinkabbelnden Fähre
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Oktober 12, 2017 um 11:46 AM
wildgans
Genau, „eruptiv“ brodeln meine Gedanken auch meist hoch, später glühen sie leise simmernd wieder runter. DANKE
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Oktober 11, 2017 um 10:13 PM
Hauptschulblues
Ja. Hauptschulblues erinnert sich zur Zeit auch oft. An das Alter zwischen 16 und 19 Jahren. Er spürt die Jugend immer noch in sich, auch wenn sie verblichen ist.
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Oktober 12, 2017 um 11:47 AM
wildgans
Vielleicht sind ja die Schüler des Herrn H. in diesem Alter. Sind ja nur drei Jahre, scheinen aber sehr voller Bedeutung gewesen zu sein!?
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Oktober 18, 2017 um 11:51 PM
Eva Becker
ich erinnere mich…. über Frl Redon und charmingquark zu dir gefunden und katapultiert in eigene Erinnerungen. Rollschuhschlüssel als Reizwort. Ich sende nächtliche Grüße. Eva
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November 7, 2017 um 9:27 AM
Ich erinnere mich ... - LexasLeben
[…] Joe Brainard* wurde aufgegriffen von der Wildgans, die wiederum von Liisa, was Vanesssa inspirierte und so letztendlich […]
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November 7, 2017 um 10:41 AM
wholelottarosie
Ich erinnere mich an meinen Rollschuhschlüssel.
Ich erinnere mich, dass ich mir brennend Rollschuhe wünschte, mit weißen Stiefelchen daran.
Ich erinnere mich, dass kein Geld vorhanden war, um meinen Wunsch zu erfüllen.
Ich erinnere mich, dass ich einen Sommer lang bei den Bauern des Dorfes Johannisbeeren pflückte, Stachelbeeren und Kirschen, dass ich beim Rübenhacken half, Einkochgläser spülte, beim Heueinfahren half und der alten Nachbarin die Wäsche aufhängte.
Am Ende des Sommers hatte ich das Geld zusammen, um mit meiner Mutter mit dem Bus in die Stadt zu fahren und Rollschuhe zu kaufen.
Leider reichte das Geld nur für solche ohne Stiefelchen.
Ich war 8 Jahre alt.
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November 18, 2018 um 5:44 PM
Ich erinnere mich ... | Meergedanken
[…] Joe Brainard* wurde aufgegriffen von der Wildgans, die wiederum von Liisa, was Vanesssa inspirierte und so letztendlich […]
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