Zum Abschluss des Messebesuchs befühlten wir schaumige Büstenhalter im Kaufhaus, Wäscheabteilung 7 a, BH. Vorher sahen wir auf dem Domplatz den Strubbelmann in Motorradkleidung den Rosenkranz durch die altbraunen Finger schieben und murmelbeten, hoch blickend zu der mit Regencape überzogenen Brunnenmadonna. Im Knopfgeschäft nebenan war niemand mehr, die Afrikagewänder im Schaufenster bebten noch ganz leise vom Türzuschlagwindchen.

Unser Minipressenmessebesuch lieferte ein paar schöne Papierherstellprospekte und Material für anschließendes Gelächter von wegen Rainer Langschwanz samt toter oder noch lebender Haremsdamen. Vielleicht sollten wir auch einen Herrn in reinweißer Kleidung sponsern, der könnte beständig Kopfstände machen oder auf Händen nach Südungarn laufen, derweil wir daheim für ihn Rosenkränze durch zarte Finger schöben und uns mit Antibetmesswein volltränken.

Die Messe strotzte von wandelnden Individualhoffnungsleinenkleidermenschen. Matt, Fremdlandmuster, weiße Herrenhosen mit weißen Klapperclogs, Schlotterkordsachen, kleine Schwarze mit Häkelgürtel, Papierperlenschmuck, Blumendreiviertelculotte mit blauen Strümpfen drunter (ich), Keinfrisörhaare noch und noch, Tiefblickaugen, der freundliche Kerl aus Ghana, der Stand mit den auf vielerlei Arten kaputt gemachten Bücherruinen, das biologische Futtercafe, weniger Eulenbücher, dafür mehr Interviews mit Prostituierten, Graswurzelrevolution aus Frankfurt – oh, da kannte ich mal einen…kaum zu fassen, was wir sahen. Schräge Postkarten erwerbe ich nicht mehr, mache ich selber.

Von dem anfangs angesprochenen Stützschaumzeugs kauften wir auch nichts, sondern beschlossen, im Sinne neuerlangter Freiheiten solches einfach wegzulassen!