Ältere Frauen erzählen entweder geschwätzig viel oder gar nichts oder ich müsste mich mal in andere Umfelder bewegen. Dorthin, wo Kartoffeln verkauft werden oder Pinguinpullover gestrickt, mein uraltes Fräulein Kollegin führte ihre Schulklassen exakt an gewünschten Linien entlang, war höflich, hielt sich in ihren klammen Mäntelchen knapp über Wasser, denn daheim wartete immer ihre noch urältere Mutter auf Zuwendung und Pflege. Sie darbte freudlos dahin, alte Schule eben.

Misstrauisch beobachte ich mein Gedankenheimwehich, ob es denn noch gut funktioniere, sich noch nicht in den Irrungen und Wirrungen der Alterungsprozesse verzurbelt, oder plötzlich vor zudringlicher Weisheit explodiert. Die Nachbarin darf wenigstens die Kirche putzen und bei der Fußpflegerin lernen, wie man des Priesters Zehzwischenräume von Käsekrümelchen befreit.

Als mich die Heroinsüchtigen überfielen, mir hunderte Langspielplatten klauten und meine Haschischkotze wegwischten, war ich diese andere Person. Verkehrte in linken Buchläden, frühstückte mit deren Inhabern in muffligen Morgenfrotteemäntelchen, aß später in der Mensa die geschmacklose Nudelpampe – hatte aber massig irrwitzige Gedankenflüge. Wo sind die jetzt?

Die Person sitzt ohne Strumpfhosen, Lippenstift und Neglige in treuschlauer Bücherstube, liest in Anthologien und Blogs herum, ohne dass vor der Tür ein Barde singt oder die Annette `ne Zigarette raucht. Sie träumt sich ins Prager Kaffeehaus oder ins Almhüttl der Resi von der Post.