In meinem Nachttischbuch schreibt einer seine Gedanken dergestalt auf, dass nicht nur ich sie sofort ins Auchsodenkarchiv aufnehme:
„Als sie klein waren, konnte ich sie beschützen. Jetzt kann ich sie nicht mehr bewahren vor Prellungen und Schürfungen, vor Prüfungsängsten und Geldnöten und vor den Bürostühlen, die irgendwo für sie bereitstehen. Schon bald werde ich sie auch nicht mehr beschützen können vor Gaunern und Gangstern und Heuchlern, vor Schmarotzern und gefühlskalten Frauen, und ich werde es nicht verhindern können, dass meine Buben mit Wegwerfrasierern, Nespresso-Kapseln und Gratiszeitungen in Berührung kommen. Ich werde ihnen ihre Dummheiten und ihre Trennungen nicht ersparen können und auch nicht ihre Abschiede, Verluste und Krankheiten, und auch ihre Schmerzen und ihre Tode werde ich nicht verhindern können.“
(aus Alex Capus: Das Leben ist gut. Hanser München 2016)
5 Kommentare
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Dezember 20, 2016 um 7:44 AM
kat+susann
Ja. Ich hab gestern alte Fotos angeschaut, als sie klein fröhlich und unbeschwert waren.Der jüngste immer an der Hand des Grossen, aber unter den Blicken von Mama und Papa. Wehmut. Jetzt muss ich sie ziehen lassen. Macht mich traurig ein bisschen. Seufz…Kat.
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Dezember 20, 2016 um 8:42 PM
wildgans
Der Lauf der Welt, nicht wahr.
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Dezember 20, 2016 um 9:13 AM
Rosi
Das ist schön und traurig in einem. Gefühlskalte Frauen sind meinen „Buben“ bisher erspart geblieben, aber der Rest….?
Ich erinnere mich: als sie in den Kindergarten kamen war ich innerlich empört, jetzt sollten Fremde Einfluß auf MEINE Babys haben. Verd…
aber auch dort gerieten sie an warmherzige, kompetente Frauen und ich sah, dass es gut war 🙂
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Dezember 20, 2016 um 8:43 PM
wildgans
Gut getroffen, allemal!
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Dezember 20, 2016 um 11:03 PM
kopfundgestalt
Schöne Anreihung.
Das schlimmste ist wohl frühe Auseinandersetzung mit eigener schwerer Krankheit und Tod- denke ich.
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