Diese Nachbarn oder Vermieter, als ich ein kleines Kind war. Mir noch heftig im Kopf die Schreierei auf der alten Holztreppe. Bohnerwachsgeruch, Stöckelschuhe, Wirrhaare, Carmenblüschen mit fast rausspringenden Brüsten, zwei kämpfende Weiber, sehnlichst Treppenstürze herbeiwünschend. Ob der schnaufende Wienerinnengatte mit den Glubschaugen plötzlich die Szene beherrschte oder meine brave Mama sich zurückzog, auch um was es ging – kann ich nur vermuten. Man erzählte sich, dass die feurige Österreicherin bei gesamthäuslichen Feiereien sich meist unter den Tischen aufhielt zwecks hohem Interesse an gewissen männlichen Kratzhaarbeinteilen, weiter oben. Die übrigen Damen waren trunken von Trinksprüchen und witzigen Einlagen oder lagen gar mit Herren auf Wintermänteln im Nebenzimmer.

Kein gutes Zeichen, dass solche Altszenen mir ins Gedächtnis springen. Das kann man doch bei keinem Seniorennachmittag erzählen!

Und dass ich nicht mehr weiß, wo ich vor ein paar Minuten meine Brille hingelegt habe.

Oder dass bei einem Telefonat mit der Freundin merkwürdige Brummtöne im Zimmer schwirren, die unerklärlich sind, verfolgungsabhörträchtig. Ach, und ich war nur versehentlich ans Blutdruckmessgerät gekommen!

Richtig wild werden auf das Auftauchen geheimnisvoller, wüstwilder Erinnerungen, das wäre auch `ne Möglichkeit. Nur nicht aus dem Fenster springen vor Schreck. Keine Option.

Nachdenken über die Wienerin unter den Tischen, dieses Nyphomanhuhn, diese Männeraufstachlerin. Mindestens ein Trauma im Hintergrund. Beim Sigmund in der Analysegasse war sie wohl nicht, wer weiß, wo sonst…