Um sich von einem toten geliebten Menschen zu verabschieden, kann man sich, wenig oder gar nicht bekleidet, auf ihn legen, die Kälte spüren und das Endgültige.
Über das Rasendrauschendsymbiotischfreie der Liebe redet Conny Palmen, es lässt mich kaum los. Und wenn man ein Kind bekommt, gebiert man einen Tod. Das ist wohl wahr. Wie mein kleiner Sohn mich fragte: Mama, war ich vor meiner Geburt tot?
Das Gespräch mit Frau Palmen ist im ersten Kommentar verlinkt.
Der Enkel verlangte gestern für seine warme Milch die Dingdongtasse, zeigte auf die mit dem knallroten Kirschenpaar. Ach so, er kann sprachlich noch nicht die Kirche mit ihrem Geläute und die Kirsche als Frucht auseinanderhalten. Es hat einen Moment gedauert.
Mit dem abnehmenden Mond bleiben wieder zumindest kleine Traumsequenzen im Morgengedächtnis. Winzige Babies, viele, nicht in Samt und Seide gewickelt, aber auch nicht in Sack und Asche. Es mag bedeuten, dass sich tief drinnen Neues entwickelt.
Sanfte Freude in die alte Zukunft rein…
12 Kommentare
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Oktober 19, 2016 um 7:41 AM
wildgans
http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=62160
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Oktober 19, 2016 um 8:14 AM
sylvia
ein von mir sehr geschätzter mensch erzählte einst in einem vortrag von seiner kleinen tochter, die angesichts eines flamingos im zoo sagte: die sonne steht auf einem bein. tolle verknüpfung von sonnenauf- oder untergang und rosa tier. dingdongtasse ist ähnlich genial. kinder an die (wörter)macht…
viele grüße
Sylvia
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Oktober 19, 2016 um 8:32 AM
Herr Ärmel
Vielen Dank für den hinweisenden Link. Eine sehr beeindruckende Frau mit klaren Worten.
Morgengruss von der Fähre
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Oktober 19, 2016 um 8:54 AM
kat+susann
Das mit dem Abschied von den Toten habe ich schon mal wo gelesen, weiss aber nicht mehr wiewowas.. vielleicht wars sogar die Frau Palmen die da zitiert wurde..
Das Endgültige verstehen.. das jemand „gegangen“ ist.. als mein Vater starb war ich gerade nicht in Deutschland.. und ich habe noch am Telefon gesagt, ich muss ihn nochmal sehen… er wurde extra aufgebahrt für mich.. ich war gerade 30 und der bekloppte Bestatter stand in „diskretem“ Abstand neben mir.. seine Lederjacke knirschte.. er atmete .. mein Vater lag hinter Glas.. unnatürlich die Hände übereinander gelegt.. es war nur noch seine „Hülle“ er selbst war nicht mehr da.. beruhigend irgendwie.. ich fragte ob ich ihn nochmals anfassen könnte… nein, das wär nicht vorgesehen..
Meine Mutter stand draussen und wartete.. ich hätte am liebsten Ärger gemacht… das ist doch mein Vater.. ich bin Krankenschwester.. mir macht das nichts.. ich weiss wie das riecht… nein… ich war sehr sehr zornig und gleichzeitig war da ja meine Mutter.. die selber traurig war und das nicht verstanden hätte.. ich hab zu dem Typen gesagt er soll sich verpissen.. und stand so da…an diesem Glas.. dann hat er es gewagt meinen Ellenbogen zugreifen… bin ich eine Oma ? und gesagt, ich bring sie mal lieber raus..ich konnte nix… tun.. gar nix… unglaublich… In Ruhe Abschied nehmen.. nocheinmal die Hand nehmen, auch wenn sie kalt ist… das Endgültige spüren…
S.
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Oktober 19, 2016 um 9:03 AM
Hausfrau Hanna
Genau jetzt bin ich dran,
liebe Frau S.,
am Lesen von ‚Du sagst es‘.
Und wie immer bei Connie Palmen ist es ein tiefes Eintauchen.
Connie Palmen gehört zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen.
Seit Langem schon.
Und immer wieder aufs Neue!
Gruss von der LeseHanna Basel
PS. Vor ca. drei Jahren habe ich eine Buchpräsentation und Lesung von und mit C.P. verpasst, weil ich in den falschen Zug gestiegen bin…
PPS. Ich seufze heute noch…
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Oktober 19, 2016 um 9:41 AM
petra ulbrich
Connie Palmen hat mir sehr in meiner Trauer geholfen. Ihre Bücher haben mich getröstet und aufrechtgestellt.
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Oktober 19, 2016 um 10:37 AM
gkazakou
die Frage des Kleinen ist genial. Wie haben Sie denn geantwortet, liebe Frau Wildgans?
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Oktober 19, 2016 um 12:38 PM
wildgans
Es ist dreißig Jahre her, liebe Frau Gerda. Ich meine, ich hätte nach kurzer Überlegung gesagt, dass ich das nicht ganz GENAU wüsste, es kein Mensch wüsste, aber die Möglichkeit auf der Hand liege…und dann kam das Nachdenken, auch gemeinsam mit Schülern im Reliunterricht…
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Oktober 19, 2016 um 12:13 PM
Ulli
Ob ich das könnte, mich auf einen toten geliebten Menschen zu legen? Ich weiss es nicht …
Conny Palmen ist eine Grosse und das Kind fragte grosse Fragen …
herzliche Grüsse
Ulli
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Oktober 19, 2016 um 1:16 PM
Myriade
Die „alte Zukunft“ ist eine wirklich geniale Formulierung !!
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Oktober 19, 2016 um 1:25 PM
sylvia
mir fiel noch ein: eines novembers, als wir mit den kindern auf einem friedhof spazieren gingen (auf deren wunsch), fragte mich ein kind: Sylvia sag mal, wenn ich tot bin, kann ich dann auch nicht mehr pupsen?
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Oktober 19, 2016 um 11:00 PM
Tanja
Soeben habe ich fasziniert das erhellende, tiefgründige manchmal auch amüsante (die Stelle: es gibt noch Menschen, die Zeit für eine versengende Liebe haben, z.B. Autorinnen). Gespräch gehört. Danke vielmal für den Hinweis! Palmen scheint sich einige Fragen ein Leben lang gestellt zu haben. Aber dein Sohn hat sich ja auch schon sehr früh Gedanken gemacht.
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