Beim Pornobäcker wird noch immer so fein dekoriert, mit Kürbisschen und Weihnachtshäuslein zwischen Wattebäuschchen, unter der halb hochgezogenen alten Geschäftsjalousie. Zu mir meinte er mal, ich hätte Katzenaugen und in meinen Ausschnitt könne man eine Menge Brötchen werfen. Gelesene, zerfledderte Erotikheftchen warf er zu den Nachbarn rüber.
Der aus den Niederungen bei Frankfurt zugewanderte Italiener ließ in einem düsteren Winkel eine große Helle einziehen. Seine Fleißanfälle brachten ein üppig tragendes Feigenbäumchen hervor, ein Blumenparadies samt Zitronenkleinbaum. Wenn im alten Zehnthof gegenüber die Hühner abhauen, trägt er sie murmelnd zurück und schäkert mit der Mutterpflegerin aus Bremen.
In der Talaue wütet ein Neubaugebiet, nicht weit weg vom Rattenbach, der schon lange nicht mehr plätschert und stinkt.
Am Freitagabend sah ich mir das „Literarische Quartett“ an, diesmal eine Plappergebrummskatastrophe. Lange wirkt das ungebührliche Gerede nach, dazwischen die verzweifelten Blicke des konsternierten Moderators, der Manuel Neuer des Buchfernsehens. Jungsgesicht.
Jetzt hätte ich doch gern ein paar frisch duftende Brötchen im Hemde…
9 Kommentare
Comments feed for this article
Oktober 16, 2016 um 12:05 PM
Kabra
Das Literarische Quartett fand ich diesmal unterirdisch, ist schon normal schwer zu ertragen. Dieser Biller scheint zu meinen, höflich sein ist etwas, dass anderen passiert. Geht mir da viel zu wenig um Bücher und viel zu sehr, um Platzhirschgerangel. Hatte dem Glavinic überhaupt jemand gesagt, was er da sollte?
LikeGefällt 1 Person
Oktober 17, 2016 um 11:42 AM
wildgans
Ja, richtig- und die Frau Christine sitzt mir zu sehr im Hahnengerangel; aber sie muss es ja nicht mitmachen. Und viel besser: man muss es ja nicht anschauen. Doch die Neugier…
LikeLike
Oktober 17, 2016 um 1:54 PM
Kabra
Eben, die Neugier. Allerdings hält die sich mehr und mehr in Grenzen. Meine Lieblingsbüchersendung ist zur Zeit der SFR Literaturclub und natürlich Druckfrisch.
LikeLike
Oktober 16, 2016 um 12:45 PM
textstaub
Eine feine Revue an Gedanken & Worten / lebendige Bilder was Sie da formen.
LikeGefällt 1 Person
Oktober 17, 2016 um 11:44 AM
wildgans
Eine „Revue“ – oh, interessantes Wort. So sah ich es noch nie, könnte aber was dran sein! Freut mich!
LikeGefällt 1 Person
Oktober 17, 2016 um 12:18 PM
textstaub
Ja. Ihre Worte und Denkbilder erschienen mir so.
Darin wohl zu flanieren.
LikeLike
Oktober 17, 2016 um 11:34 AM
Herr Ärmel
Ist in Ihrem Kaff irgendwo ein leerstehendes Hüttchen mit dichtem Dach zu vermieten? Ich könnte glatt.. also wenn ich Ihre Geschichten so lese in diesem Wunderfeinblog ~~~~~
Mittagssonnengruss, aus einem fernen fährenlosen Land
LikeGefällt 1 Person
Oktober 17, 2016 um 11:45 AM
wildgans
Nicht wenige leerstehende Hüttchen harren auf Verfechter des einfachen Lebens…
Gruß aus`m Kaff
LikeGefällt 1 Person
Oktober 17, 2016 um 11:58 AM
Lakritze
Achach, das Wüten der Neubaugebiete; das tut weh. Mein Herz schlägt für die Kerne der Dörfer, knorrig und starrsinnig, die doch wenigstens keimen könnten.
LikeLike