Aufgewachsen in den Jahren zwischen 1950- und -70 lernten wir von den Eltern, Lehrern, dem ganzen Umfeld, weibliches Unsichtbarsein und -bleiben. Hübsche Mädelchen, fein brav, ohne Gekreisch und freche Aufsässigkeiten, standen wir bei Butter und Fleisch im Abseits. Die guten Sachen für den Vater und den Herrn Besucher. Beim Wespentaillenmessen wurde das Handanlegen nicht vergessen. Anerkennende Blicke wurden lechzend in die falschen Archive gelenkt samt der Bauarbeiterpfeif- und Zuruferduldungen.
„Du hast ja überhaupt keine Aura!“ sagte mir eine Psychotante während einer Kur. Ich zögerte beim Bäume verdreschen. Einen Ehrgeiz der Sichbarkeitsmachung gab es nicht. Zorn kam später. Mit ihm die Liebe und schwere Einsichten, wie leicht Leben sein kann.
Wie anders andere erzogen wurden. Wie viele Alphafrauen es gab, was habe ich gestaunt. Das Veilchen im Moose trug nur noch Hose.
Aus dem Herzen eine Mördergrube gemacht. Die Gewissensbisse mit Scheißöl übergossen, richtig sottig eingesumpft, den düstren Quark angezündet. Die Flammen glühen bis heute.
Keine hohen Sprünge, Mädchen, deine Salatstorchenbeine würden einfach wegfetzen.
Die Kunst, die Literatur, die Menschen mit Kultur. Retter!
6 Kommentare
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Oktober 15, 2016 um 2:47 PM
Rosi
Meine Schwiegertöchter sind für mich Lernobjekte geworden. Sie sind beide sehr liebevoll und muntern mich auf an Tagen, an denen ich fast verzweifeln könnte….
…und uns haben wir ja auch noch 🙂
Das macht das Leben leichter, didödeldudidödelda….
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Oktober 15, 2016 um 3:19 PM
diespringerin
Ja, die Leichtigkeit zu erringen ist manchmal schwer und eigentlich nicht zu erringen, ist sie doch im Grunde immer da … nur hat man uns was anderes gesagt. Aber hier gilt es: besser spät als nie. Viel viel besser. Ich wünsche ein lustvolles Wochenende! Allerherzlichsten Gruß aus Wien!
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Oktober 15, 2016 um 3:35 PM
Clara HH
Wenn ich so manche deiner Kindheits- und Jugenderinnerungen lese, denke ich manchmal, dass es vielleicht doch nicht so schlimm war, ohne Vater aufzuwachsen. Wenn er vielleicht (oder sicher???) seine Hände im Zaum gehalten hätte, wären vielleicht irgendwelche Kumpel oder Freunde von ihm übergriffig geworden. – Ich kenne mehrere Personen aus dem Bekanntenkreis, denen so etwas passiert ist.
Die MIssbrauchsrate ist ja in Familien nicht niedrig.
So konnte ich mich (ein wenig zumindest) zum Alpha-Mädchen entwickeln.
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Oktober 15, 2016 um 7:19 PM
sylvia
jetzt! springe hüpfe singe keine verbote keine doofen dinge – jetzt! tja und wenn die deine herrliche leuchtende aura nicht wahrnehmen konnte – blind?
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Oktober 15, 2016 um 10:18 PM
Ulli
Manches mag ja noch glimmen, aber du bist aus der Unsichtbarkeit oder sage ich besser Unlesbarkeit definitiv herausgetreten und das ist gut so –
… und dann wieder geteilte Erinnerungen, nee schön war so manches nicht! Vorbei und überlebt, ich behaupte heute: gut überlebt – du und ich auch.
herzliche Abendgrüsse
Ulli
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Oktober 21, 2016 um 10:54 PM
rotewelt
Irgendwann in dieser Zeit bin ich auch aufgewachsen. Ja, nur immer brav sein, asexuell, wenn auch nicht in Gedanken. Meine beste Freundin sagte mit mal „Wenn deine Eltern wüssten, wie (albern etc.) du bist“, das sagte eine andere Freundin auch noch vor gut 20 Jahren. Ich trug wohl immer so eine Art ein Bravheitssiegel, früher verstärkt durch gute Schulnoten, für die ich aber nichts tat, Strebertum lag mir fern, später durch eine feste Bindung zu einem Mann. Und wenn mir der Vater in der Pubertät – rein zufällig, denn er wusste nichts von meiner ersten Menstruation einen Klaps auf den Po gab mit Worten, die mir just in diesem Moment aus der Erinnerung verschwinden, ich schwör’s, dann hatte das auch etwas Fremdes, Unpassendes, Anrüchiges, über das ich lange nachdachte und manchmal immer noch nachdenke. Ja, stimmt, wenn es die Kultur, die Kunst, nicht gäbe, die Bildung… Mir hat eine Grundschullehrerin geholfen, die Schule überhaupt. Deine Psychotante macht mich wütend. Das geht auch anders!
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