„Es ist wichtig, einen Kreis von Vertrauten zu haben, bei denen diese Themen einen Ort finden, wo die dazugehörigen Erfahrungen, Gefühle und Gedanken ohne Rückhalt geäußert werden dürfen, wo Strategien für die Lebenskunst Älterwerden entworfen werden und befreundete Menschen miteinander neue Verkörperungsmöglichkeiten für Reife „erfinden“ können.“
(aus „Wandlungen“ von Irène Kummer. Beltz Weinheim 2015)
Es tut gut, fündig zu werden. Es tut gut, die alten Kontakte zu haben. Zu Freundinnen noch von der gemeinsamen Schulzeit her, oder zu ehemaligen WG-Mitbewohnern, sogar manche Cousinen oder andere Leichtblutverwandte kommen mir in den Sinn, bezüglich!
Beim Räumen finde ich alte Briefe, beispielsweise schrieb ich vor …zig Jahren Sätze wie „Weißt du, meine Art ist sehr direkt, das können nicht alle Leute vertragen, damit hab` ich mir schon viele „Feinde“ gemacht, nur Deine Mutter kann einwandfrei damit umgehen (die besagte Mutter war meine liebste Patentante, zu der ich geflüchtet bin, wenn nix mehr ging daheim)!
Nun aber gehen sie dahin, diese Menschen in der Generation vor uns. Danach, auch schon jetzt, stehen wir in vorderster Reihe an Grabrändern herum, nicht leichtfertig, aber noch lange nicht willig.
Altersverkörperungsmöglichkeiten führen in meinem Sinne hoch, nicht in die Weltentourismusflieger, eher auf schattigen Waldpfaden unter Rauschebäumen mit Pfifferlings- und Steinpilzdüften hoch hinaus mit am Ende erfrischenden Labungen auf knorrigen Altholzalmhüttenbänkchen sitzend. Tief die freie Luft einholen!
14 Kommentare
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Juli 28, 2016 um 11:16 AM
Herr Ärmel
Die Altvorderen gehen in der Regel vor uns. Verlassen unsere Vertrauenskreise. Gut beraten, wer sich rechtzeitig neue Kreise schafft.
Gruss von der leeren Fähre,
Herr Ärmel
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Juli 28, 2016 um 1:32 PM
karfunkelfee
Ich ergänze die Kreise um alle Altersklassen und finde es bereichernd, nicht nur mit meinen eigenen Kindern, auch mit anderen Jungspornen die Welt zu erleben.
Lieber Gruß in die Runde,
flötet Kunigunde…
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Juli 28, 2016 um 2:36 PM
Herr Ärmel
Das stimmt natürlich generell genommen schon.
Auch bei mir ist da schon ein Unterschied. Der Bezug zum Text ist für mich eben der, dass ich von Jüngeren kein Verständnis für meinen Alterungsprozess erwarte, wie sollten sie den auch verstehen.
Aber den Austausch pflege ich gerne und freue mich, wenn ich von den Jüngeren nach meinen Gedanken zu einem Problem oder meinen Erfahrungen dahingehend gefragt werde.
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Juli 28, 2016 um 2:38 PM
karfunkelfee
…genauso gehe auch ich an die Sache heran.
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Juli 28, 2016 um 12:06 PM
Clara HH
Fast mit Tränen in den Augen las ich das: „Weißt du, meine Art ist sehr direkt, das können nicht alle Leute vertragen, damit hab` ich mir schon viele „Feinde“ gemacht, nur Deine Mutter kann einwandfrei damit umgehen …“ da fehlt nur die Patentante oder dergl., denn meine Direktheit hat manchmal auch andere Ursachen.
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Juli 29, 2016 um 9:26 AM
wildgans
Es gefällt mir, dich berührt zu haben!
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Juli 28, 2016 um 1:35 PM
karfunkelfee
Direktheit ist manchmal auch eine Vorsichtsmaßnahme eines mehrfach gebrochenen Herzens. Die Dich trotz Deiner Direktheit überwinden, sind Deine Nächsten…✨
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Juli 29, 2016 um 9:24 AM
wildgans
Überwinden?
Meine Patentante hat mich nicht überwunden – vielleicht meinst du ein anderes Wort?
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Juli 29, 2016 um 9:43 AM
karfunkelfee
Nein, ich meine dieses Wort. Direktheit kann so dick und abwehrend wirken wie Festungsmauern. Manche überwinden sie, indem sie mit Macheten und Bollwerken einfach so das Herz entern und andere wiederum überwinden sie scheinbar nicht, finden leicht Zugang, scheinbar mühelos und doch verbindet diese sanften Freibeuter mit den Eroberern der Wunsch, Einlass zu finden und sie bemühen sich nur auf eine andere Weise, doch lassen sich so wenig abhalten wie die anderen. Waghalsige Annahme, da ich hier nur aus eigenen Erfahrungen sprechen kann. Meine Patentante war mir ein Herzmensch. Dafür brauchte sie nur so sein wie sie war. Doch sie fragte solange sie lebte nach mir und mein Wohl war ihr wichtig. Obwohl ich sie in jüngeren Jahren manchmal unabsichtlich durch meine Direktheit verletzte. Für sie lernte ich sehr gern, achtsamer zu werden. Weil sie mich eben längst überwunden hatte.
So meinte ich das…
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Juli 29, 2016 um 9:48 AM
wildgans
„Dafür brauchte sie nur so sein wie sie war.“ Oh ja. In diesem Sinne…(und ich, wie ich war)
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Juli 28, 2016 um 7:13 PM
Quer
Deine Altersverkörperungsmöglichkeiten gefallen mir auch.
Ja, tief auf Berg- und Waldpfaden die noch freie Luft einholen: Aaaaah!
Lieben Gruss in den lauen Sommerabend,
Brigitte
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Juli 29, 2016 um 9:24 AM
wildgans
Schön, Brigitte!
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Juli 28, 2016 um 7:58 PM
Xeniana
Ich kenne nicht viele deren Seele jung bleibt beim Altern. War es Frisch der schrieb man schrumpelt wie eine Rosine oder man wird zum guten Wein. sie berühren mich sehr -deine Beiträge und ich werde nicht müde, dass immer wieder zu bekunden.
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Juli 29, 2016 um 9:26 AM
wildgans
…oder zum guten Eierlikörchen, Schwanensee, oder ….DANKE!
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