Früher hatten die Frolleins, die Lehrerinnen, die Pflicht, sowohl am Ort der Schule zu wohnen als auch unverheiratet zu bleiben. Ich hätte mir dann heimlich etliche Nackputzer gehalten, grellbunte Spielzeuge in der Nachttischschublade und zum Repräsentieren immer meine hochmoralisch die Lippen schürzende Freundin mitgenommen.

Dieses Schwulenkneipchen in Basel, wo die Kerle in Lederminiröcken an der Bar mich junges Ding so irritierten. Gestern Abend in der knarzigen Winzerscheune, wo der alte, lange pensionierte Finanzbeamte alle zwei Jahre eine Wunderdunklevortragsstunde bereitet und Stammhörer sowie ein paar neue Gäste einlädt, gab es dergleichen mitnichten. Trotzdem diese Assoziationen. Vielleicht, weil solche Sommerscheunenabende samt dem Theaterlicht meine wilden Innenwesen aufmischen! Ja, bestimmt, daher kommt`s. Die servierten Wingertsknörzscher mundeten erotischkäshappig, und neben mir saß eine Hochgeistbloggerin. Jedenfalls mutete es entsprechend an. Schöne Ührchen, edle Brillenfassung, zartes Geklimpere und lautes Gattenschmatzen, unterm Tisch war auch was.

Der Hausherr mit seinen halbwüchsigen Enkelsöhnen konnte alles auswendig. Deshalb auch nur alle zwei Jahre. Der nebenbei genossene kalte Weisswein machte ihm Glanzäuglein, ließ ihn zur Hochform auflaufen, wobei ihm im Barbiergedicht von Chamisso doch fast die Kehle durchgeschnitten wurde.

Fernab dem Weltengetöse gibt es so etwas noch, von der Dichtung beseelte Menschen.