Gewaltige Worte fände ich gern. Auf dem Komposthaufen wachsen wieder fremdartige Triebelchen raus. Aja, weißt du noch, die Dattelkerne von Weihnachten 2002 platzten im heißen Frühlingssommer des nachfolgenden Hitzejahres auf, zwei spitzige, harte Blätter, weiter ging`s aber nicht. In Töpfe verpflanzt und mit Hoffnung auf Dattelpalmbüsche erst recht nicht.
Die gewaltigen Worte müssten welche der absurden Sorte sein, gewöhnliche Erbsensprache kann jeder.
Gelesene „Weltliteratur“, schräge Bücher, brave Vicki-Baum-Sachen oder schon etwas frivolere von Francoise Sagan, Henry Miller, Jack Kerouac könnten meinem freiheitsliebenden Schreibhirn gern was beigebracht haben.
Oder die Gespräche mit verlorenen Seelen, Abseitigen, Andersdenkenden, tja. Rotzfreche Hysteriedamen, verständnislose Halbseidene, rüde Zuhälterschnauzen, kranke Psychiatriedirektoren, der arme Jonny Schnapsglas, die verhurte Diskokameradin, die verrückte Matheprofessorin aus Österreich, die bei mir zu Besuch war, aber noch nichtmal den Bankautomaten bedienen konnte – was soll ich sagen – ach, kommen Sie, Herr Dr. Schimmel, wir schauen mal nach, auch diese Nuss muss zu knacken sein! –
Mit zwölf die Trappergeschichten aus der Taiga, so gern gelesen, doch nie in solch stinkigen Felljägerhütten gehaust. Keine zappligen Eichhörnchen enthäutet, keine Wasserlöcher in die zugefrorene Lena gehauen, war ja die Fabulierkunst der Autoren, die wohl wie Karl May niemals in den beschriebenen Gegenden waren.
Gewaltige Worte kommen in heimatlichen Fließgewässern eher vor. Gänge am Rhein oder am örtlichen Rattenbach scheinen angebracht.
4 Kommentare
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Juni 19, 2016 um 2:20 PM
was bleibt
Sind es nicht die einfachsten Worte, die eine starke Bewegung in uns hervor rufen?
Wenn ich das Gedicht von Ricarda Huch lese. Das ist es, was mich bewegt.
Nicht gekünstelt … fließend … freilassend.
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Juni 19, 2016 um 5:21 PM
kaetheknobloch
Sie brauchen keine gewaltigen Worte, Verehrteste. Sie haben Umwerfsätze und Athemlosmachabsätzchen. Erbsensprache kann jeder? Klar, aber niemand kann Feinsterbschen so elegant zurückverfriemeln in die knackigen Schotensatzhüllen wie Sie! Feinst-erbs-chen, nicht Feinsterbchen, jetzt habe ich mich selbst veraugenausgetrickst. Paßt wunderbar zu diesem Eintrag.
Danke für Ihre wieder und wieder gern gelesenen Fabuliergespinste, es ist die pure Lesefreude.
Herzlichst, die Ihre.
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Juni 19, 2016 um 8:19 PM
Ulli
So blümerant wie die verehrte Frau Knobloch kann ich es nun nicht sagen, weil ich ja auch eher zu denen mit der Erbsensprache gehöre, aber ich will mich ihr anschliessen und sagen, was brauchst du gewaltige Worte, wenn du genau deine Worte hast, die treffender nicht sagen können, was du zu sagen hast, und das ist ja nicht gerade wenig!!!
Aber gut, ich kenne natürlich das Gefühl, dass ich gerne mehr oder andere Worte hätte…
herzliche Grüsse
Ulli
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Juni 22, 2016 um 11:45 PM
wildgans
Ihr betäubt mich fast mit duftigen Lobesworten – und Ihr kennt das Gefühl auch – hach, ein bisschen eine ähnliche Wellenlänge, wie schön!
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