Eine begann mit achtzig Jahren das Schreiben.
Klappentext ihres neuesten Buches: „Es lebt einer nicht von der Antwort auf seine Frage, er kann vielmehr in der Frage leben.“
Ilse Helbich ist 1923 geborgen. Habe alle ihre Bücher gelesen. Das aktuelle lässt mich mit Schrecken, aber auch Entzücken, dahinschmelzen.
Noch Stellen daraus:
„Die ungeborenen Möglichkeiten auch innerhalb eines langen Lebens zeigen sich als Schattenbilder.
Etwa die einer lesbischen, das Leben vertiefenden Beziehung.
Kein Schmerz um das Ungelebte, es fügt ja auch dem, was gelebt wird, sein dunkles Gewicht hinzu.
Dass ich gebend, begütigend sein kann, auch wenn ich selbst von Selbstzweifeln und Ängsten zerfressen bin.
Mein Lachen steckt die daneben zu heiterer Beschwingtheit an.“
Und gleich darauf, durch ein schwarzes Räutlein abgetrennt, das hier:
„Die unglaubliche Hässlichkeit des Alters. Ekelerregend die verkrüppelten, schwieligen Füße, eine Karikatur meiner selbst: der neue Watschelgang.“
Ilse Helbich: Schmelzungen. Literaturverlag Droschl. Graz – Wien 2015
21 Kommentare
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September 29, 2015 um 11:51 AM
waldviertelleben
wenn man mit 80 zu schreiben beginnt, können wir uns ja noch ein wenig zeit lassen. bis dahin gibt es noch wichtigeres zu tun. du: enkel bespaßen,
ich: roller fahren.
liebe güße in deinen bunten tag
ingrid
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September 29, 2015 um 8:20 PM
wildgans
Wie gut, dass „Enkel bespaßen“ längst nicht alles ist! Liebe Rollergrüße zurück
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September 29, 2015 um 12:31 PM
Graugans
Herzlichen Dank für den Hinweis auf das neueste Buch der Ilse Helbich, das ich mir sicher kaufen werde, ich liebe sie sehr, hänge förmlich an ihren Lippen! Hat mich damals mit ihrem alten Haus schon so verzaubert! Liebe Grüsse!
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September 29, 2015 um 8:21 PM
wildgans
Gern geschehn!
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September 29, 2015 um 2:52 PM
Tristan Rosenkranz
Das weckt die Leselust darauf. Danke.
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September 29, 2015 um 8:21 PM
wildgans
Die Leselust oder gar deine?
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September 29, 2015 um 8:23 PM
Tristan Rosenkranz
Meine 🙂
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September 29, 2015 um 3:00 PM
tikerscherk
Musste sie direkt mal googlen und stieß auf ihr überaus interessantes Interview im Standard. Danke für diese Leseempfehlung- wird beim Buchhändler bestellt!
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September 29, 2015 um 8:19 PM
wildgans
„Manchmal geht das Leben saumäßig schlecht aus.“
Kein Tandaradie all überall!
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September 29, 2015 um 3:09 PM
Myriade
Hart aber gut kommt mir das vor.
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September 29, 2015 um 8:22 PM
wildgans
Kommt dir nicht nur so vor! 🙂
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September 29, 2015 um 4:37 PM
wholelottarosie
Unverklärend und unbeschwichtigend geschrieben.
Akzeptierend, glasklar und mit scharfem Verstand.
Beeindruckend.
LG von Rosie
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September 29, 2015 um 8:23 PM
wildgans
Rosie, hast du es denn auch gelesen? Oder meinst du vom Zitierten her?
Auch LG
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September 29, 2015 um 7:23 PM
ClaudiaBerlin (@HumanVoice)
„Karikatur meiner Selbst“ – dieser kurze Passus inspiriert mich. Denn: was macht denn das „Ekel Erregende“ aus? Doch eigentlich nur, dass wir uns damit identifizieren und das, was ist, mit einem Idealbild vergleichen und in Grund und Boden kritisieren – gar nicht so anders übrigens als junge Menschen, die vieles an sich „nicht ok“ finden, obwohl sie doch straff/jung/faltenslos sind.
Ich kannte mal jemanden, der mit Behinderten arbeitete – sehr engagierter sympathischer Mensch. Im einigermaßen entspanntem / berauschten Zustand begann er eines Abends, von den Interessantheiten und Schönheiten seltsamer körperlicher Abweichungen zu schwärmen… Und nein, nicht in einem verkorkst erotischen Sinn, sondern mit einem ästhetischen Blick,
Ein runzliges Gesicht ist so gesehen nur „anders schön“ – genau wie die „die verkrüppelten, schwieligen Füße“.
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September 29, 2015 um 8:27 PM
wildgans
Ausführlicher Kommentar, für den ich dir DANKE sage.
Meine Füße finde ich schön, weswegen da auch immer noch knallroter Lack drauf kommt. Bei der ersten Toten, die ich als Kind sah, meiner Großmutter, sah ich immer nur auf die Füße, die so unglaublich heil aussahen…unfassbar, dass sie mit so schönen Füßen tot sein sollte. Lack war nicht auf den Nägeln, doch das hatten damals wohl nur bestimmte Frauen. Nie vergesse ich das – und sie war tot und so alt, wie ich es gerade bin!-
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September 29, 2015 um 9:41 PM
tikerscherk
Ist so gesehen denn dann alles schön und man könnte sich das Wort „hässlich“ sparen?
Vielleicht sollte man einfach anders mit dem umgehen lernen, was hässlich ist (oder ma als solches empfindet) statt es euphemistisch „anders schön“ zu nennen.
Dann hat man eben hässliche Füße, na und! Als ob es darauf ankäme!
Mut zur Hässlichkeit, das wünsche ich mir.
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September 30, 2015 um 11:03 AM
rosadora
es ist die mangelhafte bezeichnung, die das eine schön (was ist das eigentlich) oder hässlich nennt. es fehlt das, was es auch noch alles sein kann.
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September 30, 2015 um 2:11 PM
tikerscherk
Da ist was dran. Allerdings ist das Wort schwielig zunächst einmal neutral und doch asoziieren wir es umgehend mit hässlich.
Was Schönheit ist, ist eine sehr interessante Frage.
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September 30, 2015 um 10:10 AM
sylvia
wie großartig! auch ich bedanke mich sehr! sag, welches würdest du empfehlen, als erstes zu lesen? oder ists gleich?
lieben gruß
Sylvlia
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September 30, 2015 um 11:55 PM
wildgans
Mir gefällt das neueste Buch, welches ich ja derzeit lese, am besten. Es ist wie eine Art Lebenskonglomerat, wenn du verstehst 🙂
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Oktober 1, 2015 um 5:22 PM
sylvia
vielen dank! ich probiers aus…
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